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meinungsstark

Lohn für Behinderte – wie im Knast

„Ausbeutung im Knast: Mindestlohn 2,38“, taz vom 4. 7. 25

Die Gefangenen werden unterirdisch bezahlt. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass es in Deutschland eine Gruppe gibt, die noch schlechter dasteht: die Beschäftigten von Werkstätten für Menschen mit Behinderung. İn Eckernförde bekommen sie durchschnittlich 1,30 Euro die Stunde. Dabei arbeiten sie für Firmen wie Getränke Behn, betreiben eine Wäscherei, eine Gärtnerei und eine Tischlerei, produzieren Kaffee, Grillanzünder und Seife.

Schon die letzte Regierung versprach Verbesserungen bei der Entlohnung. Es gab ein großes Gutachten – und nichts passierte. Schülerinnen und Schüler aus der 7A der Peter-Ustinov-Schule in Eckernförde haben sich deshalb gemeinsam mit dem Werkstattrat in Eckernförde an den Sozialausschuss des Deutschen Bundestages gewandt. Sie verlangen, dass in Absprache mit den Werkstatträten ein neues Entlohnungssystem in den Werkstätten eingeführt wird.

Johann Knigge-Blietschau, Weltkunde-Lehrkraft, Eckernförde

Mega-Lärm aus der mobilen Box

„Mobile Musikanlagen: Mit tiefer Liebe zu den Bässen,

taz vom 6. 7. 25

Vor zwei Jahren fuhr ich zu einem traditionellen Fest in einem kleinen Ort im brasilianischen Bundesstaat Maranhão. Früher spielten kleine Kombos Forró, und es wurde auf der Praça getanzt. Jetzt fahren überdimensionierte Soundsystems durch enge Gassen und blasen den Menschen Ohren und Hirn weg. Grauenvoll. Eine absolute Plage. An den Strand schleppt heute jeder seine überdimensionierte Bluetooth-Box.

Es ist so schade. Ulrike Brandt

Streit um Windkraftanlagen

„Windkraft im Wendland. Wo sich der Widerstand dreht. Windkraft finden die Menschen auch im Wendland prinzipiell gut. Windräder aber möchten viele in der Heimat des Atomprotestes trotzdem nicht haben. Und nun?“,

taz vom 8. 7. 25

Der Artikel stellt die Diskussion in der Gemeinde sehr umfassend dar, lässt aber wesentliche Aspekte der Kritik außer Acht: Schon jetzt steht immer wieder ein Teil der vorhandenen Anlagen still. Reicht nicht die Erneuerung der vorhandenen Anlagen weitgehend aus? Warum soll der Strom für Bayern und Baden-Württemberg nicht dort, sondern in Norddeutschland erzeugt werden? Wer trägt die Kosten für den dafür unumgänglichen Ausbau der Netze?

Haben nicht alle Menschen in der Gemeinde das gleiche Recht, an der Entscheidung beteiligt zu werden, egal ob sie seit einem Jahr oder von Geburt an hier wohnen? Warum wird nicht die Bevölkerung gefragt, wie zum Beispiel in Neu Darchau, wo der Gemeinderat den Ausbau daraufhin abgelehnt hat. Ist das Ganze nicht ein industrielles Großprojekt – eine Zerstörung der Natur um des Profits willen?

Joachim Kroll, „Neubürger“ im Wendland seit 1988

Aprikosenalarm in Berlin

Ich sammelte 14 leicht angegammelte Aprikosen vom Boden auf. Tatort: eine verlassen wirkende Laube in einem Kleingartengelände in Karlshorst. Dort waren schon Fenster eingeschlagen, die Türen standen offen. Ein Nachbar rief die Polizei und veranlasste gemeinsam mit einem anderen Mann eine „Jedermanns-Festnahme“. Mich, eine 61-jährige Frau, hielten sie fast 20 Minuten körperlich fest. Die Polizei kam mit Blaulicht. Der Beamte hielt mir sogar die zwei schrumpeligen Aprikosen aus meinem Rucksack vor – als wären sie Beweismaterial in einem schwerwiegenden Obstvergehen. Die Pächterin kam später, schenkte mir die Aprikosen offiziell und berichtete von einem Immobilieninvestor, der das Gelände gekauft und die Pächter durch Drohungen vertrieben hatte. Ein Drama zwischen Fallobst, Besitzdenken und falschem Eifer. Ich frage mich: Muss die Polizei bei 14 Aprikosen mit Blaulicht anrücken? Darf man Frauen einfach festhalten, nur weil man sich im Recht glaubt? Heike Leubecher, Berlin

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