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Wenn man sich ums Essen so seine Gedanken macht

Der laue Abend ist ideal für ein Abendessen beim Friedrichshainer Lieblingsitaliener gleich um die Ecke. Da sitzt man draußen so schön und kann nebenbei kleine Miniaturen des alltäglichen hauptstädtischen Wahnsinns beobachten: Also, da kommt ein Mann im roten Auto vorgefahren, geht ins Restaurant und kommt fix wieder raus. In der Hand die Tüte eines bekannten Essenslieferanten. Die landet auf dem Rücksitz. Dann passiert erst mal – nichts.

Was macht er da? Wohl die Adresse checken, denn nach einer Minute steigt er wieder aus, schnappt sich die Tüte und klingelt direkt neben dem Restaurant an der Tür. „Essen ist da!“

Wir (und die Leute am Nachbartisch) finden das erst komisch, dann absurd, am Ende perfide. Wir haben Mitleid mit dem ausgebeuteten Lieferanten! Und dann auch mit dem Kunden. War das etwa jemand auf dem Krankenbett? Oder doch ein bekiffter Hipster?

BerlinFriedrichshain

141.200 Ein­­woh­ner*innen,

angesagter Ortsteil mit Gründerzeitvierteln, DDR-Plattenbauten und natürlich der berühmten Karl-Marx-Allee, einem Pracht­boulevard im sozialistischen Zuckerbäckerstil.

Dazu passt die Info einer Kollegin, die sich gegen Mitternacht eine Pizza liefern ließ. Wie immer rundete sie großzügig auf. Der Lieferant hat sich gefreut und sagte, dass das sein erstes Trinkgeld im Laufe seiner zu Ende gehenden Schicht sei. Armes Berlin. Andreas Hergeth

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