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Kühnert fühlte sich nicht sicher

SPD-Politiker nennt erstmals Details zu den Gründen seines Rückzugs

Der frühere SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert begründet sein Ausscheiden aus der Politik unter anderem mit Angriffen und Bedrohungen gegen sich, etwa von Neonazis und Coronaleugnern. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, sagt Kühnert der Wochenzeitung Die Zeit. Selbst im Urlaub habe er sich nicht mehr sicher gefühlt und seine Ferien deshalb immer öfter in einsamen Gegenden im Gebirge verbracht.

Kühnert war im Oktober als SPD-Generalsekretär zurückgetreten und hatte angekündigt, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren. Als Begründung gab er damals in einem Schreiben an, er sei nicht gesund und könne nicht die für seine politischen Ämter erforderliche Kraft aufbringen. Details nannte er nicht.

In seinem Gespräch mit der Zeit äußert sich Kühnert nun erstmals wieder öffentlich zu seinem Ausscheiden. „Irgendwann ist mir klar geworden: Wenn ich in Ruhe gelassen werden will, muss ich dahin, wo gar keine Menschen sind“, sagte er weiter. Er habe den Glauben daran verloren, gegen den Hass ankämpfen zu können, der vor allem auf Social Media verbreitet werde. „Vielleicht ist das der Punkt, wo es pathologisch geworden ist. Am Ende war da ein Gefühl von absoluter Vergeblichkeit.“

Kühnert offenbarte zudem erstmals, dass er seit einigen Jahren mit einem FDP-Mann liiert ist. Dank seiner Beziehung habe er noch einmal neu begriffen, wie wichtig der Respekt vor politisch Andersdenkenden sei. Der SPD-Politiker betonte: „Es braucht das ständige Bewusstsein, dass der politische Gegner auch recht haben könnte.“

Der ehemalige Generalsekretär schließt demnach nicht aus, noch einmal in die Politik zurückzukehren: „Ich bin nicht ausgestiegen, weil ich das alles lächerlich oder überflüssig fände“, sagte er. (afp)

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