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Wenn der Besuch beim Amt schnell vorbei ist

Fast schon enttäuschend: Der Termin in der Bremer Stresemannstraße, wo die Führerscheinstelle sitzt, ist mit vier Monaten Vorlauf zu buchen. Der Verwaltungsakt – das Dokument aus dem damals neu entwickelten, nahezu unzerreißbaren rosa Spezialpapier, auf dem „Gültigkeit unbefristet“ steht, ist umzutauschen – erfordert eine vorhergehende elek­tronische Transaktion seitens der ausstellenden Behörde, des Landeseinwohneramts Berlin. Und doch ist alles nach gut dreieinhalb Minuten erledigt. So ein Missverhältnis. Weil’s ums Auto geht?

„Moin!“ – Die zwei Amtmänner im Office auch: „Moin!“ Dann weist einer auf den Sitzplatz hin, checkt den Namen, prüft die Fotos. „So“, sagt er, „jetzt müssen Sie noch hier unterschreiben, ohne an den Rahmen zu kommen.“ – „Ob ich das schaffe, haha.“ – „Ich vertraue ihnen voll und ganz, hoho.“ Kartenzahlung: Piep. Dann schneidet er ein Dreieck in den angeschimmelten Lappen, stempelt „Entwertet wegen Umtausch“ drauf. Fertig. Keine 200 Sekunden. Wow.

Bremen-­Hemelingen

42.910 Ein­wohner*innen, heißt so vermutlich nach der Biegung der Weser, an deren rechtem Ufer es liegt. Die Stresemannstraße ist ein Themenpark mit zahllosen Autohäusern, ADAC-Zentrale, Drive-in-­Baumarkt und Zulassungsstelle.

Die Treppe führt an einem anderen Wartebereich vorbei: Einreise, Einbürgerung, 50, 60 Leute, das knubbelt sich. Möcht’ nicht wissen, wie’s im Migrationsamt aussieht, wo es um Aufenthalts­titel geht. Benno Schirrmeister

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