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Wenn wegen der Politik Autos ausgesperrt werden

Bei Gott, dass man so was noch erleben darf. Po­li­ti­ke­r:in­nen können die Lebensrealitiät der Bür­ge­r:in­nen ändern – und das gleich an ihrem ersten Arbeitstag. So ist es geschehen am Dienstag.

Da war am Morgen der Boulevard Unter den Linden gesperrt. In Höhe der Neuen Wache standen unzählige mobile Poller. Passend – wie sich bald herausstellen sollte – in Schwarz-Rot. Dafür war weit und breit kein einziges Auto zu sehen. Aber Vogelgezwitscher zu hören.

Was da los war? Das fragte man am besten den gelangweilten Polizist am Straßenrand. „Der Bundestag“, antwortet der leuchtgelb Bewestete. „Heute kommt der neue erstmals zusammen. Und da gehen die erst mal hier in die Hedwigskirche.“ Gott sei Dank darf man als Radfahrer dennoch durch. „Nur Autos müssen draußen bleiben“, erklärt der Polizist vergnügt.

Berlin-Mitte

364.000 Ein­wohner*innen,

Tendenz steigend, auch weil sich in dem Bezirk seit dieser Woche 630 neue Bundestagsabgeordnete tummeln. Das Kirchlein hinter der Oper nennt sich offiziell Kathedrale und ist frisch saniert.

„Endlich kommt man hier mal problemlos rüber“, ruft ein Radler, der eilig die Linden quert, wo sich sonst die Autos stauen. Denn die sind offenbar eine Gefahr für die Po­li­ti­ker:in­nen, Fahrräder aber nicht. Haben das die angehende Abgeordneten auch mitbekommen? Das wäre glatt mal eine Fürbitte in Hedwigs Kirche wert. Gereon Asmuth

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