: Tote bei heftigen Gefechten in Damaskus
SYRIEN In der Hauptstadt kommt es zu Kämpfen zwischen Armee und Rebellen. UN-Team sondiert Möglichkeiten zur Beilegung des Konflikts. Rotes Kreuz spricht in Moskau über Feuerpausen
DAMASKUS/GENF/MOSKAU afp/dapd/rtr/dpa | In der syrischen Hauptstadt Damaskus hat es in der Nacht zum Montag schwere Gefechte zwischen Aufständischen und der Armee gegeben. Bei den Kämpfen in dem Wohnviertel Mezze unweit des Präsidentenpalastes wurden nach Angaben des Staatsfernsehens drei „Terroristen“ und ein Mitglied der Sicherheitskräfte getötet.
Wie der staatliche Fernsehsender al-Ichbarija berichtete, wurde ein vierter Verdächtiger festgenommen, der sich in einem Wohnhaus verschanzt hatte. Al-Ichbarija wies Berichte des katarischen Senders al-Dschasira zurück, wonach bei den Gefechten 80 Menschen getötet und 200 verletzt worden seien. Murtada Raschid, ein Sprecher der Oppositionskomitees in Damaskus, hatte zuvor gesagt, bei den mehrstündigen Gefechten seien 18 Armeesoldaten verletzt worden.
Mezze liegt unterhalb des Präsidentenpalastes am Rande der Innenstadt von Damaskus. In dem Viertel befinden sich mehrere Botschaften, Regierungsgebäude und die Zentrale des Geheimdiensts der Luftwaffe.
Ein türkischer Diplomat teilte mit, mehr als 500 weitere syrische Flüchtlinge, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, hätten in den vergangenen 24 Stunden die Grenze zur Türkei überquert. Unter ihnen seien auch zwei syrische Generäle gewesen. Damit hätten sich seit Beginn des Aufstands bereits neun Generäle in die Türkei abgesetzt. Insgesamt befinden sich inzwischen mehr als 16.400 syrische Flüchtlinge in der Türkei.
Ein Expertenteam des Sondergesandten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Kofi Annan, traf am Montag zu Gesprächen in Damaskus ein. Annans Sprecher Ahmad Fausi bestätigte die Ankunft der fünfköpfigen Delegation in der syrischen Hauptstadt. Demnach sollen sie Beamte des syrischen Außenministeriums treffen, um über Maßnahmen zur Umsetzung der Vorschläge des Sondergesandten Annan zur Beilegung des Konflikts zu sprechen.
In Moskau traf sich der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Dieser habe in dem Gespräch „positive Signale der Unterstützung“ ausgesandt, sagte ein IKRK-Sprecher am Montag nach dem Treffen. Das Rote Kreuz setzt sich in den syrischen Kampfgebieten für eine zweistündige Feuerpause täglich ein, um Lebensmittellieferungen zu ermöglichen und Verletzte in Sicherheit zu bringen.
Wie das Stockholmer International Peace Research Institute (Sipri) berichtete, importierte Syrien in den Jahren 2007 bis 2011 fast sechsmal so viel Waffen wie in den fünf Jahren zuvor. In einem Bericht über den weltweiten Waffenhandel hieß es, 72 Prozent der syrischen Waffen kämen aus Russland. Einzelheiten zur Entwicklung der Waffenlieferungen nach Beginn des Aufstandes in Syrien im März 2011 nannte das Institut nicht.
Unterdessen lief in der russischen Militärbasis in Tartus in Syrien ein Schiff der Schwarzmeerflotte mit einer Anti-Terror-Einheit ein. Die Marineinfanteristen an Bord der „Iman“ sollen eine mögliche Flucht russischer Bürger aus dem Land absichern. Das teilte die Führung der Schwarzmeerflotte am Montag der Nachrichtenagentur Interfax mit.