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Wenn die alte Ordnung wiederhergestellt wird

Ein strahlend blauer Sonntagnachmittag, durch die Straßen von Dietenheim zieht sich der Faschingsumzug. Er ist lang. Viele Gruppen: die Menschen manchmal in Reih und Glied marschierend, manchmal quertreibend durch die Reihen huschend. Natürlich aber alle mit Maske oder sonst wie verkleidet. Und manchmal zieht auch ein Wagen vorbei, auf dem in dem schwäbischen Städtchen – der Narrenruf heißt hier „Narro Ahoi“ – so richtig verkehrte Welt gespielt wird. Gegen alle sonstigen Prinzipien wird da von Prinzenpaaren und anderen Narren hemmungslos Kamelle und Konfetti in die Menge geschmissen. Das meiste landet auf der Straße.

Einen Tag später, wieder wölbt sich strahlendes Blau über der Stadt, ist schon vor dem Mittagsläuten der Reinigungstrupp durch die Straßen und hat sauber gemacht. Aber, oh je, alle herumliegenden Fitzelchen konnte sich die Kehrmaschine dann doch nicht einverleiben.

Dietenheim

6.900 Ein­wohner*innen.

Während der 5. Jahreszeit (also Fasching, Fasnet oder Karneval) wird die baden-württembergische Stadt an der lller zärtlich „Ranzenburg“ genannt. Es sind ja auch nur noch 335 Tage, bis wieder der große Umzug ansteht.

So kniet eine einsame Frau auf dem Gehsteig, ihr Kopf nähert sich gefährlich der Fahrbahn. In ihren Händen hat sie ein Schäufelchen und einen Handfeger. Die alte schwäbische Ordnung will schon wieder hergestellt sein. Thomas Mauch

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