piwik no script img

Dame der Ringe

Byzantinische Nonne horrormäßig geschmückt

Nonnenfoto: dpa

„Es klingt wie aus einem Horrorfilm“, raunte dpa großsprecherisch. Dabei wurde nordwestlich von Jerusalem bloß das Grab einer womöglich etwas exzentrischen byzantinischen Nonne mit einem Faible für Körperschmuck entdeckt. „Sie war mit 12 bis 14 Ringen um die Arme oder Hände, vier Ringen um den Hals und mindestens zehn Ringen um die Beine gefesselt“, gibt sich die Meldung schockiert über die überreichlich beringte Verblichene, die zudem „in einer schweren Rüstung aus Eisenplatten“ steckte. Wie beim zeitgenössischen Piercing, Branding und Verstümmeling handelte es sich beim religiösen Byzantiner-Bling um eine beliebte Methode der „freiwilligen Selbstgeißelung“, mit der Spießer geschockt und die Aufmerksamkeit der gläubigen Follower generiert werden sollte. Aus frommer Daffke unterzogen sich die spätantiken Religionsinfluencer wie auch heutige Bildschirmprediger „Schlafentzug oder Gefangenschaft in engen Räumen“. Dabei gingen die oströmischen Betbrüder und -schwestern viel weiter als die späteren Krawallvereine Jackass oder Opus Dei: „In einigen Fällen warfen die Mönche sich selbst in ein Feuer oder vor Raubtiere.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen