: Mann steuert Auto in Menge
In Mannheim sind zwei Menschen ums Leben gekommen, weitere sind verletzt. Ein Mann fuhr zuvor mit einem Auto durch die Fußgängerzone. Das Motiv ist unklar
Von Gereon Asmuth und Gareth Joswig
Mindestens zwei Menschen sind ums Leben gekommen, mehrere sind verletzt: In Mannheim ist am Montagmittag ein Mann mit einem Fahrzeug in eine Menschenmenge gefahren. Er soll nach ersten Erkenntnissen mit einem Auto gegen 12.15 Uhr in die Fußgängerzone gefahren sein und dann am zentralen Paradeplatz mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Die Polizei rief eine Großlage aus, räumte die Innenstadt, kontrollierte Zufahrten. Via Warn-Apps meldete die Polizei eine „lebensbedrohliche Lage“, über Mannheim kreiste ein Hubschrauber.
Zwei Stunden später bestätigte die Polizei, dass eine Person getötet worden sei und mehrere Personen verletzt wurden und ein Tatverdächtiger festgenommen wurde. Am Nachmittag schließlich sprach Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Stuttgart bereits von zwei tödlich verletzten Menschen und mehreren Schwerverletzten.
Beim Tatverdächtigen handele es sich um einen 40-jährigen Deutschen mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz, sagte Strobl. Zu Hintergründen oder einem möglichen Motiv machten die Mannheimer Polizei zunächst keine Angaben. Sie geht aber davon aus, dass der mutmaßliche Täter als Einzeltäter handelte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Verdächtige bewaffnet gewesen sein soll und 30 Minuten nach der Tat festgenommen worden sei. Zeit Online berichtete über „psychischen Auffälligkeiten“. Die Deutsche Presseagentur vermeldete, dass der mutmaßliche Täter nach seiner Festnahme ebenfalls verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde.
Der mutmaßliche Tatort ist der zentrale Paradeplatz. Offenbar ist das Auto durch die Straße Planken gerast. Das ist eine Fußgängerzone, in der auch Straßenbahnen verkehren. Der Fahrer ist offenbar in westlicher Richtung durch die Innenstadt gefahren und anschließend in Richtung Ludwigshafen geflüchtet. Fotos zeigen, dass das stark beschädigte Fahrzeug an einer Auffahrt zu einer Rheinbrücke von der Polizei gestoppt wurde. Es handelte sich offenbar um einen Ford-Kleinwagen mit Ludwigshafener Kennzeichen.
Die Uniklinik Mannheim rief einen Katastrophen-Einsatzplan aus und teilte wenig später mit, dass insgesamt drei Patient*innen, zwei Erwachsene und ein Kind „mit einer hohen medizinischen Dringlichkeit“ eingestuft und akutmedizinisch versorgt werden.
Anders als in anderen Städten in Rheinnähe gab es in Mannheim keinen großen Karnevalsumzug am Montag. Allerdings befindet sich in der Innenstadt ein Fastnachtsmarkt mit Imbissbuden und Fahrgeschäften.
Die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) brach wegen des Vorfalls in Mannheim ihre Teilnahme am Rosenmontagsumzug in Köln ab und ließ sich laufend unterrichten, wie es hieß. Die Rettung von Menschenleben stehe nun im Vordergrund, sagte ein Sprecher. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), machte sich auf den Weg nach Mannheim, um sich ein Bild zu machen. Die Polizei warnte unterdessen davor, kursierende Falschnachrichten sowie Bilder vom Tatort und Tatgeschehen zu verbreiten.
In den vergangenen Monaten hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Männer Fahrzeuge in Menschenmengen steuerten. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt raste. Mitte Februar war ein Mann in eine Verdi-Demonstration in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben. (mit dpa, afp)
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