Dabei sein ist nicht alles!

JOGGEN Einmal im Jahr ist Marathon, was dem Freizeitläufer das Leben ganz schön schwer macht

■ Die taz interessiert sich dieses Jahr nicht für das Großereignis. Wir boykottieren die Leichtathletik-WM, um gegen die umfassenden Sicherheitsüberprüfungen von Journalisten zu protestieren. Die Namen der Journalisten werden mit den Datenbanken von Polizei und Verfassungsschutz abgeglichen. Der Veranstalter, die Berlin Organising Committee 2009 GmbH, erfährt dann von den Behörden, ob gegen einen Journalisten dort etwas vorliegt oder nicht.

Er hastet durch den Grunewald, er müht sich durch den Tegeler Forst, er schlurft am Müggelsee entlang. Der Gemeine Berliner Jogger, Cursor berolinus, in der weiblichen Form ebenfalls verbreitet, hat aber auch im dichter besiedelten Stadtgebiet ausreichend Auslauf. Einziges Problem: Ab neun Uhr morgens in den Frühjahrs- und Sommermonaten erschweren die Touristendichte an der Spree und das erhöhte Kinderwagen-, Radler- und Hundeaufkommen am Landwehrkanal die Sache.

Im Grunde also hat der Gemeine Berliner Jogger ein gutes Leben – wäre da nicht diese nervige Frage: „Biste auch dabei?“ Sie taucht regelmäßig im Frühsommer auf und gerne auch im Rest des Jahres. Denn in Berlin geht jedes Jahr im September einer der vier größten und berühmtesten Marathonläufe der Welt über die Straßen.

Das macht aus Lokalpatriotismus sogar totale Sportverweigerer zu Experten. Die rechnen dem Gemeinen Jogger dann vor, dass seine Strecke wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange sei mit den mühsam erreichten 10-Kilometer-am-Stück-Laufen – „das ist ja noch nicht mal ein Viertel vom Marathon“. Das ist deprimierend, denn mit 10 Kilometern kann man anderswo der Star der örtlichen Fitness-Gruppe sein. Und so muss er sich dann weiterquälen, der Jogger. Er muss zum Läufer werden, der seinen Puls auch mal über 130 Schläge pro Minute und über das damit noch mögliche, für das Joggen charakterisierende Quasseltempo bringt. STA

■ Bestes Trainingsgelände: die Parks. Sehen und gesehen werden

■ Doping: Darüber schweigen wir hier lieber

■ Mögliche Sponsoren: schwierig, bei der Konkurrenz