piwik no script img

zurück in die zukunft

Monokel vor die Augen und das Shoppingvergnügen ist eröffnet. So stellte sich der Zeich­ne­r Albert Robida in La Vie électrique die moderne Dauerbeschallung vor Foto: Abbildung: imago

„Feine Seide von höchster Qualität und unschlagbar ­günstig! Greifen Sie jetzt zu!“ So oder so ähnlich könnte der Seidenhändler in der Illustration seine Ware beworben haben. Die Darstellung entstand um 1890 in Paris und zeigt eine Frau, die sich einen Werbefilm für Seidenstoffe anzusehen scheint. Über einen Knopf oder Telefon­hörer kann sie direkt beim Händler bestellen.

Die Vorstellung, Werbung im Videoformat zu sehen, hat sich bewahrheitet. Der erste Werbespot im Fernsehen wurde 1941 in den USA ausgestrahlt. Im deutschen Fernsehen lief der erste Werbeclip 1956 im Format „Zwischen halb und acht“ des Bayerischen Rundfunks. Er zeigt ein Ehepaar beim Essen in einem schicken Restaurant. Plötzlich kleckert der Mann zum Ärger seiner Frau auf die weiße Tischdecke. Der Ober nimmt es gelassen, denn „dafür gibt’s doch Gott sei Dank Persil“.

Die Einführung des Werbefernsehens war umstritten, Kri­ti­ke­r:in­nen befürchteten einen Qualitätsverlust im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit der Entstehung der Privatsender entwickelte sich ab Mitte der 1980er Jahre dann das Teleshopping. In Dauerwerbesendungen priesen Mo­de­ra­to­r:in­nen funkelnden Schmuck, Haushaltsgeräte oder Fernreisen an. Per Telefon konnten die Zu­schaue­r:in­nen bestellen. Aus heutiger Sicht wirkt das Teleshopping altbacken. Abgewandt vom Werbefernsehen hat man sich dennoch nicht – heute sind es meist Influencer, die Produkte auf Social Media präsentieren und ihre Provision über Affiliate-Links erhalten. Marietta Meier

Zukunftsbilder aus der Vergangenheit

und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen