: Wohnungsdeal stößt auf Skepsis
Nach dem Verkauf von 150.000 Eon-Wohnungen steigende Mieten befürchtet
BERLIN taz ■ Der Verkauf von 150.000 Eon-Wohnungen macht den Deutschen Mieterbund skeptisch. Der Energieversorger überließ die Wohnungen der privaten Immobiliengruppe Deutsche Annington (DAIG) zum Preis von rund 7 Milliarden Euro. „Begeistert sind wir nicht“, sagte Franz-Georg Rips, Direktor des Mieterbundes, der taz. Denn wegen des hohen Kaufpreises muss die Tochter des britischen Investors Terra Firma hohe Renditen einplanen. Das könnte zu rasant steigenden Mieten führen. Allerdings sei die Annington unter den drei zum Schluss verbliebenen Bewerbern dem Mieterbund die angenehmste. „In der breiten Fläche haben wir keine negativen Erfahrungen mit dem Unternehmen“, sagt Rips. „Und auf Rügen in Einzelfällen wurde reagiert.“
Am Dienstagabend hatte Eon mitgeteilt, dass die DAIG die Immobilientochter Viterra mitsamt etwa 150.000 Wohnungen übernimmt. Wenn das Kartellamt seine Zustimmung gibt, wird die DAIG mit rund 230.000 Wohnungen zum größten Vermieter in Deutschland
Die Übernahme der Eon-Werkswohnungen ist der größte Immobiliendeal eines Privatinvestors in der Geschichte der Bundesrepublik. Aus Kreisen der unterlegenen Bieter, der US-Finanzinvestor Cerberus und der US-Fonds Fortress, wurde Überraschung über den hohen Kaufpreis kolportiert. Der Quadratmeterpreis liege mit knapp 800 Euro um 15 bis 20 Prozent über vergleichbaren Transaktionen.
Doch die DAIG erwartet dennoch ein gutes Geschäft. Dabei setzt sie vor allem auf den Weiterverkauf der Wohnungen an die Mieter. Damit dies möglichst sozialverträglich geschieht, übernahm DAIG auch eine Selbstverpflichtung der Viterra. Danach haben Mieter einen Kündigungsschutz über zehn Jahre, sollten sie ihre Wohnung nicht selber kaufen. Über 65-Jährige haben ein lebenslanges Wohnrecht.
Über Mieterhöhungen steht aber nichts in der Selbstverpflichtung. Und so bleibt trotz des Versprechens, dass die Rechte der Mieter im Geschäftsmodell der DAIG „immer eine wichtige Rolle gespielt hat“, Unsicherheit über die zukünftigen Kosten und den Umgang mit den Mietern. Der Mieterbund hatte am Dienstag generell vor dem „Ausverkauf öffentlicher Wohnungen“ an Investoren gewarnt, die vor allem an hohen Renditen interessiert sind. Mieter müssten mit Steigerungen von bis zu vier Prozent pro Jahr rechnen.
Das Unbehagen weniger solventer Mieter könnte durch ein weiteres Detail verstärkt werden. An dem Deal beteiligt ist auch die Citigroup, die nicht nur größter Kreditgeber sein soll, sondern auch eine „bedeutende Minderheitsbeteiligung“ an DAIG erworben hat. Im Umgang mit finanzschwachen Kunden genießt die Citibank nicht gerade den besten Ruf.
STEPHAN KOSCH