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El Camino – Der Pfad Costa Rica/Nicaragua/Frankreich 2008, R: Ishtar Yasin Gutiérrez, D: Sherlyn Paola Velásquez, Marcos Ulises Jiménez

Es gibt in El Camino Bilder zu sehen, die nicht die Ästhetik internationaler Großproduktionen imitieren. In Costa Rica wurden Kolumbus- und Bondfilme gedreht. Aber El Camino ist erst der fünfzehnte Spielfilm, der in Costa Rica selbst entstanden ist – vom Drehbuch bis zur Montage.

Sieben Jahre hat die Regisseurin Ishtar Yasin Gutiérrez gebraucht, um die Finanzierung für El Camino sicherzustellen. Nicht, weil es in Zentralamerika an interessanten Themen mangelt. Sondern, weil die Kinos weitgehend Abspielstätten für US-Produktionen sind und im Fernsehen Telenovelas aus den großen Produktionsländern Südamerikas dominieren.

El Camino ist ein Doku-Drama über eine Reise ins Ungewisse. Inszeniert wird die Geschichte zweier Kinder, die für nicaraguanische Verhältnisse ganz alltägliche Probleme haben. Saslaya ist zwölf, ihr Bruder Dario acht. Kurz nach seiner Geburt ist ihre Mutter auf der Suche nach einem Auskommen, nach Arbeit, über die Grenze nach Costa Rica gegangen. Ohne Papiere. Saslaya und Diego wissen nicht, wo ihre Mutter ist.

Sie gehen gerne in die Schule, wo ihnen die Lehrerin die Geschichte ihres Stadtteils nahebringt: Acahualinca. Das heißt in der vorspanischen Sprache Nahuatl „Reich der Sonnenblumen“. Die ältesten Siedlungsspuren sind schon 8.000 Jahre alt. Saslaya lächelt interessiert, ihr stummer Bruder beantwortet in Zeichensprache engagiert eine Frage. Aber nach der Schule geht es zur Arbeit, auf die Müllkippe, angetrieben vom Großvater, bei dem sie leben. Notdürftig mit einem Tuch gegen giftige Gase geschützt, stochern sie nach Verkaufbarem. Saslaya schaut durch eine große bunte Glasscherbe wie durch ein Objektiv. Die Kamera folgt ihrem Blick, schwenkt über die Kippe. Zwischen Lastern, die aus der ganzen Hauptstadt Managua Müll heranbringen, suchen dutzende Menschen neben brennendem Unrat nach Etwas. Eine beindruckende Szene.

Die Baracke des Großvaters steht neben der Müllkippe. Nachts ruft er Saslaya zu sich in die Hängematte. Was dort passiert, wird nur angedeutet, aber es ist so schlimm, dass Saslaya es nicht mehr aushält und mit Dario aufbricht nach Costa Rica. Dort leben geschätzt 800.000 NicaraguanerInnen, meist ohne Papiere, unter vier Millionen CostaricanerInnen. „Sie arbeiten in der Ernte mit, in den Haushalten etc. Sie erledigen alle Arbeiten, die kein Costaricaner machen will“, so die Regisseurin in einem Interview. Die Regisseurin hat an realen Orten gedreht. Sie hat lange recherchiert. Die beiden Kinder, ihre Hauptdarstellenden, wachsen selbst ohne Eltern in Nicaragua auf, kennen wie so viele das Verlassen sein. Und Sherlyn Paola Velásquez, die Saslaya spielt, hat einen Bruder verloren. Er geriet beim Durchstochern von Müll unter die Räder eines LKW und starb. GASTON KIRSCHE

Do, 22. 3, 19 Uhr, Metropolis, Kleine Theaterstraße, Hamburg