specht der woche: Es ist grau, und wir müssen über Depressionen reden
Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe Berlin. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“
Ich habe ein Bild gemalt, nachdem ich ein ähnliches Bild in der Apotheken Umschau gesehen hatte. In der Ausgabe geht es um Leute, denen es, wenn es draußen grau ist, nicht so gut geht. Dann haben die immer schlechte Laune. Auf meinem Bild sind deswegen oben Schlechtwetterwolken.
Auf dem Titelbild der Umschau war ein blauer Punkt mit einem Reißverschluss als Mund, der sich auf der einen Seite öffnet. Es ging nämlich darum, offen über psychische Krankheiten zu reden, auch über Depressionen.
Im Winter werden Depressionen manchmal noch schlimmer. Wenn es grau und dunkel ist, geht es mir auch nicht so gut. Jetzt gerade scheint die Sonne. Es ist zwar kalt, aber trotzdem: Ich fühle mich viel wohler, wenn die Sonne scheint. Sommer und Frühling finde ich aber am besten, also wenn es nicht mehr kalt ist. Dann sind nämlich alle gut gelaunt.
Manchmal im Winter haben die Leute keine Lust rauszugehen. Sie ziehen sich die Decke über den Kopf und schotten sich ab.
Manchmal geht mir das auch so. Dann mach ich die Jalousien runter im Wohnzimmer und will niemanden sehen. Es gibt Leute, die sich dann Sorgen machen. Ich versuche auch mit Menschen darüber zu reden, wenn ich mich zurückziehe, auch wenn ich manchmal nicht ans Telefon will oder die Türe öffne. Aber am Ende komme ich doch immer raus.
Wenn es Leuten schlecht geht, ist das ja auch oft ernster und nicht nur wegen dem Wetter – man darf sich nicht total zurückziehen, sondern man muss sich Mut geben lassen und sich damit beschäftigen. Da muss man vorsichtig sein.
Protokoll: Valérie Catil
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