: Wenn sich in der U-Bahn eine Schutzwand bildet
In die Hamburger U-Bahn steigt ein betagtes Ehepaar. Er am Stock, sie bei ihm eingehakt. Er wartet ab, bis sie sich vorsichtig gesetzt hat – ganz Kavalier der alten Schule –, da setzt sich die Bahn rasant in Bewegung. Der alte Mann schlingert, hält sich fest am Haltegriff, aber die Geschwindigkeit schleudert ihn zurück. Blitzschnell springt der Mann vom dahinter liegenden Sitz auf und greift ihm unter die Arme. Aber der Schwung des alten Körpers ist so groß, sie taumeln beide.
Da stehen plötzlich zwei weitere junge Männer neben den beiden. In einer fließenden Bewegung sind sie hinzugesprungen. Sie hatten auf der anderen Seite des Gangs gesessen. Der eine mit dem Rücken zum Geschehen. Zu dritt bilden sie eine lebendige Mauer und in dieses aufgespannte federnde Netz fällt der alte Mann und liegt einige Sekunden in den Armen der drei Männer. Sie richten ihn auf, stützen ihn ab, warten, bis er sicher sitzt, und kehren zurück auf ihre Plätze.
U-Bahn Hamburg
106,4 km Streckenlänge
Das System wurde 1912 in Betrieb genommen und ist das zweitälteste und zweitlängste U-Bahn-Netz Deutschlands nach der Berliner U-Bahn. Außerdem gilt Bahn auch als sicherstes Verkehrsmittel.
Ich weiß gar nicht, ob ich ein Dankwort gehört habe, alles ging so blitzschnell! Als ich aussteige, sage ich zu dem alten Herrn: „Da haben Sie aber drei Schutzengel gehabt.“ Er strahlt: „Aber wirklich!“ Bettina Sick-Folchert
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