Anastasia Zejneli Economy, bitch: ETFuck you oder Investieren mit gutem Gewissen
Bushido, ein Financebro? Und auch noch einer ohne Moral? Locker-flockig erzählte er Ende Oktober von seinen Rheinmetall-Aktien, also von Aktien des größten deutschen Rüstungsunternehmens. „Aus dem Rüstungsbereich habe ich extrem viel Geld rausgeholt“, prahlte er in einem Interview auf Youtube. Klar, im Gangster-Rap geht es um Geld, Waffen und Autos – doch zuzugeben, dass er als Privatperson mit solchen Investments indirekt von den Kriegen dieser Welt profitiert, das sorgte auf Social Media zu Recht für viel Kritik. Bushido, ganz Ehrenmann, entschuldigte sich prompt. Seine Rheinmetall-Aktien wollte er am Montag zum Börsenstart verkaufen und den Erlös an die Hilfsorganisation Unicef spenden.
Interessant ist, dass sich niemand fragt, warum er überhaupt Aktien besitzt, sondern nur, welche es sind.
Viele seiner Fans glotzen wohl selbst täglich in ihre Trade-Republic-Konten und wittern das große Geld. Es geht darum, den Schein aufrechtzuerhalten, dass man Kontrolle darüber besäße, wem man sein Geld gibt. Daher boomen in den vergangenen Jahren nachhaltige oder ethische ETFs. Doch was kann dieser Spaß?
(Disclaimer: Das ist keine Finanzberatung. Geht dazu lieber auf die Profile eurer vertrauenswürdigen Financefluencer, die haben bestimmt noch irgendwo einen Rabattcode für Rheinmetall-Aktien)
Bushido kauft anscheinend auch einzelne Aktien von Unternehmen und hofft so auf hohe Renditen. Wer keine Lust hat, ständig die Märkte zu beobachten und sich zu überlegen, wann man was verkaufen oder kaufen soll, greift auf einen ETF zurück. ETF steht für exchange-traded fund, also börsengehandelter Fonds. Den kann man sich wie ein Büfett bei Extrablatt vorstellen, wo das Mousse au Chocolat neben dem Rührei auf dem Teller landet – sprich, man investiert in viele verschiedene Unternehmen gleichzeitig. Einfach ein bisschen von allem, damit es sich am Ende auch lohnt. Wer sich daraus nicht nur die großen Renditen, sondern auch ein gutes Gewissen erhofft, kann in nachhaltige oder ethische ETFs investieren.
Diese legen Wert darauf, dass das Geld nicht in Unternehmen fließt, die etwa Menschenrechte missachten, die Umwelt verschmutzen oder in anderen „bösen“ Industrien unterwegs sind. Für die finanziell bewussten Julias und Tims ist es ein vermeintlich toller Kompromiss.
In den USA wollen Trump-Anhänger diesen Trend nun umkehren. Die Financial Times berichtete Anfang Dezember von einem ETF, der bald starten sollte. Azoria Partners möchte einen Fonds herausbringen, der ausschließlich in Unternehmen investiert, die keine woken Maßnahmen ergreifen. Der Fonds schließt also Unternehmen aus, die sich für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion im Bewerbungsprozess einsetzen.
Man wolle so etwas gegen Unternehmen wie Starbucks tun, die vermeintlich woke sind. „Amerikaner würden nicht in Unternehmen investieren wollen, die woke Wissenschaftsexperimente fördern“, so ein Gründer von Azoria. Der sogenannte Anti-Woke-Fonds wolle eine ganze Reihe von Unternehmen aus seinem Portfolio ausschließen. Ob nun in Rheinmetall oder einen Anti-Woke-Fonds – die Entscheidung, in welches Unternehmen man sein Geld steckt, wird zunehmend zu einer politischen. Dabei sollten wir uns fragen, warum wir überhaupt großen Konzernen unser Geld geben wollen.
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