: Alles wird gut!
Auch wenn gar nichts gut scheint: Aus Konny Gellenbecks mitreißendem rhetorischem Strudel gibt es dann kaum ein Entkommen
Von Willi Vogelpohl
Es gab mal eine Abokampagne der taz mit dem Slogan „Alles wird gut.“ Das Bild dazu: betende Hände, Dürer-Style. Konny war eine große Freundin dieser Kampagne und ist immer noch eine große Freundin des Slogans. Man liegt nicht falsch, wenn man bei Gesprächen, die auf irgendeine Art und Weise kompliziertes Terrain berühren, damit rechnet, dass Konny das Gespräch mit „Alles wird gut!“ beendet.
Aktuell ist aber nichts gut, es wird höchstwahrscheinlich auch nicht gut, vielmehr ist es eigentlich aussichtslos. Aber es gibt eben doch eine kleine, vielleicht auch nur eine winzige Chance, es gut werden zu lassen. Ob der Weg dorthin sich schon abzeichnet, ob es Mitstreiter*innen gibt, ob es Mittel, Ideen, Geld und Kraft gibt – alles unklar. Aber wenn Konny „Alles wird gut!“ sagt, obwohl nichts darauf hindeutet, weiß man, dass sie nicht nur eine tröstende Floskel verwendet hat. Man weiß: Zumindest sie glaubt daran. Und daraus folgt Aktion.
Das ist so, weil Konny für Ziele, die sie für wichtig hält, brennt – und andere damit ansteckt. Weil man die wenigsten großen Aufgaben alleine bewältigen kann, hat sie die verschiedenen Ansprachen perfektioniert, die es braucht, um Menschen zur Arbeit (oft auch über das gewohnte oder übliche Maß hinaus) zu bewegen. In einer Mischung aus mitreißender Begeisterung und verschwörerischer Nähe schafft sie es fast immer, Kolleg*innen, Mitstreiter*innen, Freund*innen für das große Ziel (das manchmal auch ein kleines sein kann) zu begeistern.
Sie strukturiert dann flugs, schafft Übersichtlichkeit, reduziert unnötige Komplexität und sortiert schon mal vor, wer was machen muss. Aus ihrem rhetorischen Strudel gibt es dann kaum ein Entkommen. Und alles wird gut.
Willi Vogelpohl ist zuständig für das Strategische Marketing der Seitenwende, arbeitet seit 1992 in der taz und hat seit Anfang der 2000er Jahre mit Konny zusammengearbeitet.
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