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Wenn man sich einfach mal so umschaut

In der Bahnhofshalle in Frankfurt (Oder) stehen drei Polizisten in Kampfanzügen. Später erfahre ich, dass sie dort immer stehen, wenn ein Zug aus Polen ankommt. Wegen der illegal Einreisenden. Als kämen die alle per Zug über die Grenze.

Nachmittags habe ich ein paar Termine, durch die Dunkelheit radle ich dann zurück zum Bahnhof. Vor dem ehemaligen Filmtheater der Jugend leuchtet eine einsam blinkende Lichterkette. Knapp zwei Dutzend Menschen mit Deutschland- und Russlandflaggen haben sich versammelt. Auch eine Friedenstaube ist zu sehen. Sie hören die Nationalhymne in Dauerschleife. Es sind die Montagsdemonstranten, die für Frieden sind und für das Land, das seit drei Jahren Krieg gegen die Ukraine führt.

Frankfurt (Oder)

58.800 Ein­wohner*innen.

Auf eine Furt der Franken verweist wohl der Name, wobei hier an der Oder im Unterschied zum fränkischen Frankfurt ins Spiel kommt, dass einst deutsche Kaufleute gemeinhin „Franken“ genannt wurden.

Im Zug zurück nach Berlin sitze ich neben zwei älteren Männern, die ihre verbliebenen Złoty-Münzen vom Lebensmittelshoppen in Polen zählen. Sie besprechen ihren nächsten Einkauf: „88 Cent, für Milch mit 3,2 Prozent Fett, was denkst du?“ „Na ja, die muss man dann ja auch schleppen.“ Deutsche Politiker sollten vor der nächsten Wahl vielleicht mal einen Ausflug nach Frankfurt (Oder) machen, um zu sehen, was die Menschen so umtreibt. Gaby Coldewey

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