brief des tages:
Zwang zur Behandlung …
„Urteil zur Behandlung psychisch Kranker: Mehr Rechte im Zwang“, taz vom 19. 12. 24
Die geplante gesetzliche Veränderung zu ambulanten Zwangsbehandlungen gleicht einem Dammbruch. Selbst die Befürworter des Zwangs sehen ja ein, dass es sich um einen großen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht und das komplette Leben der Betroffenen handelt. Vielen Menschen ist nicht klar, was hinter den verschlossenen Türen der Psychiatrie geschieht. Zwangsbehandlungen sind traumatisierend. Wenn ich lese, dass die Patientin eine Spuckmaske für den Transport aufgesetzt bekommt, liest sich das für mich wie ein Horrorfilm. Zwangsbehandlungen – also ein Festschnallen am Bett, die Vergabe von Spritzen mit Mitteln, bei denen vorher kein Mensch absehen kann, wie genau dieses Medikament in dieser Dosis in dieser Situation bei der Person wirkt (und was für Schäden es anrichtet) – wird von sehr vielen Betroffenen als „mittelalterliche Foltermethode“ beschrieben. Menschen, die in Krisensituationen zwangspsychiatrisiert werden, wenden sich oft vom System ab, verarmen und verwahrlosen. Diesen Zusammenhang nicht zu benennen, lässt mich nach dem Lesen dieses Artikels ratlos zurück.
Lina Thee, Bremen
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