: Alles Banane
Ob Kritik am Kunstmarkt oder Christian Lindner – egal, was schief läuft, sie muss dafür herhalten. Hört endlich auf, die Banane zu instrumentalisieren!
So sieht kein fairer Wettkampf aus. Die Linkspartei veranstaltet eine „Feldschlacht“ und lässt dabei eine Banane gegen Christian Lindner antreten mit der Frage: Wer hält länger durch? In einem 24-Stunden-Livestream können wir dabei zusehen, wie sich die anfangs noch grüne Banane mittlerweile in ein sattes Gelb kleidet. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird sich das gelbe Prachtstück in tiefbraunen Matsch verwandelt haben. Und Christian Lindner? Der wird dann immer noch FDP-Vorsitzender sein.
Spätestens seit der Veröffentlichung des „D-Day“-Papiers ist klar: Die FDP hat gelogen. Zwei Bauernopfer hat’s gekostet, doch der Boss will bleiben. Will von all dem nichts gewusst haben. Selbst wenn man das glauben möchte, hat so ein Boss seinen Laden noch im Griff? Statt selbstkritisch mit gesenktem Kopf durch die Krise zu gehen, setzt er auf einen neuen Kurs. In einem Ton, den keine Banane je annehmen kann. In der Talkshow „Caren Miosga“ empfahl er Deutschland, ein „klein bisschen mehr Milei und Musk (zu) wagen“.
Provokation pur. Der Mann versucht eben alles, um von sich reden zu machen. Dass die FDP in Umfragen immer weiter abbaut, scheint ihm dabei genauso egal zu sein wie die Kritik des Parteikollegen Gerhart Baum. Der analysiert die Aktionen der FDP der letzten Tage wie folgt: „Die Partei hat eine Koalition und ein ganzes Land in Geiselhaft genommen.“ Doch selbst wenn die FDP in Umfragen unter 1 Prozent landen, selbst wenn weitere Lügen ans Tageslicht kommen: Christian Lindner wird nicht gehen. Wieso also wird die Banane in einen Wettbewerb gezogen, den sie nur verlieren kann?
Überhaupt muss die Banane für so einiges herhalten in unserer Gesellschaft: Als Mittel für rassistische Beleidigungen im Fußballstadion, als sexuell aufgeladener Gegenstand, um Frauen herabzuwürdigen, als Beleidigung für wenig kluges Verhalten, als abwertende Bezeichnung für korrupte Staaten, als ironisches Stilmittel, um die Kunstwelt infrage zu stellen. Gerade erst wurde eine Banane, die mit einem silbernen Tape an die Wand geklebt war, für 6,2 Millionen US-Dollar in New York versteigert. Es ist das Kunstwerk „Comedian“ von Maurizio Cattelan, das für ihn nicht mehr ist als „ein lautes Lachen über ein müdes System“.
In der Kunstwelt ist die Banane längst ikonisch, man denke nur an Andy Warhols Cover des Velvet-Underground-Debütalbums. In Polen löste ein Kunstwerk von Natalia LL 2019 einen Skandal, das sogenannte #bananagate, aus. Der Leiter des Nationalmuseums in Warschau ließ eine Videoinstallation entfernen, in dem eine junge Frau genüsslich eine Banane isst. Es folgten Protestaktionen, bei denen Tausende Frauen genüsslich Bananen aßen.
Doch wieso eigentlich immer die Banane? Ihre Form allein kann nicht erklären, warum sie als Symbol für allerlei krumme Dinger herhalten muss.
Lasst die Banane bitte einfach Banane sein. Befreit sie aus der Feldschlacht, liebe Linke. Und wenn sie nun schon etwas gebräunt ist, kein Problem – dann eignet sie sich perfekt für ein leckeres Bananenbrot.
Carolina Schwarz
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen