: Eiskalte Arbeit an der Reputation
Beim Grand-Prix-Finale der Eiskunstläufer will das Paar Hase/Volodin das Unmögliche wiederholen
Von Marina Mai
Im französischen Grenoble treffen sich dieses Wochenende die weltbesten Eiskunstläufer zum Grand-Prix-Finale. Dazu haben sich auch zwei Paare aus Deutschland qualifizieren können. Im Wettbewerb der Sportpaare gehen die Berliner Minerva Hase und Nikita Volodin an den Start. Genau genommen sind die beiden 25-Jährigen sogar die Titelverteidiger, denn vor einem Jahr haben sie in ihrer ersten gemeinsamen Saison das Grand-Prix-Finale überraschend gewinnen können. Doch davon will Minerva Hase nichts wissen: „Wir machen uns keinen Druck. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr stärker. Es gibt mehrere Paare, die die Chance haben, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen“, sagt sie. Neben den Berlinern haben in der Grand-Prix-Serie vor allen die japanischen Ex-Weltmeister Riku Miura und Ryuichi Kihara exzellente Programme gezeigt.
Letzte Saison mussten die in Kanada bei Meistermacher Bruno Marcotte trainierenden Japaner die Grand-Prix-Serie verletzungsbedingt auslassen. Aber auch mit den Georgiern Anastasiia Metelkina und Luka Berulava, die letzte Saison noch bei den Junioren liefen, sind starke Konkurrenten herangewachsen. Schließlich haben die Italiener Sara Conti und Niccolo Maciì das deutsche Paar in einem Grand-Prix-Wettkampf besiegen können, weil Nikita Volodin im Kurzprogramm in einer Schrittfolge stürzte.
„Ein Platz auf dem Treppchen ist aber schon unser Ziel“, sagt Minerva Hase, die gebürtige Berlinerin. Ihr Partner kommt aus St. Petersburg, lebt in Berlin, um mit ihr gemeinsam zu trainieren. Das Paar ist in seiner zweiten gemeinsamen Saison noch besser zusammengewachsen, was sich vor allem in der Präsentation der Programme zeigt, die als Gesamtkunstwerke bestechen. Um bei Olympia starten zu können, wo sie um die Medaillen mitlaufen wollen, benötigt Volodin allerdings noch den deutschen Pass.
Im parallel stattfindenden Grand-Prix-Finale der Junioren geht mit Darya Grimm und Michail Savitskiy ein deutsches Eistanzpaar an den Start. Für die beiden in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Sportler mit familiären Wurzeln in Russland und Belarus ist es bereits der dritte Start im Grand-Prix-Finale der Junioren. „Natürlich ist unser Ziel, ganz vorne mit dabei zu sein“, sagt Savitskiy. Doch die Bronzemedaillengewinner des letztjährigen Grand-Prix-Finales sowie der Juniorenweltmeisterschaften haben eine schwierige Saison.
Sie haben sich im Herbst von ihrem langjährigen Trainer Rostislav Sinicin und dem Trainingsort Oberstdorf getrennt. Seit einigen Wochen trainieren sie im italienischen Egna, haben sich aber noch nicht endgültig für einen neuen Trainingsstandort und neue Trainer entschieden. Die Entscheidung soll nach Neujahr fallen, so Savitskiy. Zudem laufen die 18 und 21 Jahre alten Sportler in dieser Saison sowohl Junioren- als auch Seniorenwettkämpfe. Im Einzel und Paarlauf wäre dieser Spagat üblich, doch im Eistanz bedeutet das, völlig unterschiedliche Tänze aufzubauen und zu trainieren, was eine erhebliche Belastung ist, die sich nur ganz selten mal ein Paar aufbürdet.
Ihre Leistung konnten sie bei der immensen Belastung nicht verbessern. Dennoch steht das Paar zu der Entscheidung, sagt Savitskiy. Nächste Saison sei Olympiasaison, dafür wollten sie sich neben einem guten Abschneiden bei den Junioren bereits eine Reputation bei den Senioren aufbauen. „Im Eistanz ist es oftmals so, dass man sich einen Namen über mehrere Jahre aufbaut“, sagt er.
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