: VIP-Tickets für 65 Euro
Gegen einen exklusiven Weihnachtsmarkt am Spreeufer mit Flatrate-Preisen regt sich Protest
Von Peter Nowak
„Berlins leckerster Weihnachtsmarkt“ – mit diesem Slogan wird für einen besonders exklusiven Event am Spreeufer in der Nähe der Oberbaumbrücke in Friedrichshain geworben. Auf der Webseite des Veranstalters wird betont, dass es keine Abendkasse gibt, Eintrittskarten könnten nur online erworben werden. Dafür gibt es VIP-Tickets, die 65 Euro pro Person kosten. Ab 17 Uhr gibt es Tickets unter 45 Euro. Und der günstigste Preis liegt bei 29 Euro – dafür lässt sich der Weihnachtsevent an der Spree aber nur montags und dienstags von lediglich 20 bis 22 Uhr genießen. Im Eintrittspreis inbegriffen sind einige Getränke und Speisen. Der Weihnachtsmarkt wartet am Spreeufer in der Nähe des Universal-Gebäudes bis zum 24. Dezember auf zahlungskräftige Kundschaft.
„Flatrate-Weihnachtsmarkt“
Kritiker:innen nennen diesen Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art spöttisch „Flatrate-Weihnachtsmarkt“. Unter Anwohner*innen regt sich Protest. Die Stadtteilinitiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ hat für kommenden Donnerstag (5. Dezember) ab 17 Uhr eine Kundgebung am Eingang des Weihnachtsmarkt in der Stralauer Allee 2 angemeldet. „Wir wollen dagegen protestieren, dass öffentlicher Raum für eine zahlungskräftige Klientel privatisiert wird und Menschen, die nicht das Geld dafür haben, ausgeschlossen werden“, erklärt Timo Steinke von der Initiative „Wem gehört der Laskerkiez? gegenüber der taz.
Ein Anwohner habe die Initiative auf den Weihnachtsmarkt aufmerksam gemacht, weil plötzlich der Weg am Spreeufer für Fußgänger*innen für ihn nicht mehr zugänglich war, berichtet Steinke. Er erinnert daran, dass der Kampf um den freien Zugang für alle zum Spreeufer vor 15 Jahren eine zentrale Forderung des Bündnisses Media-Spree-versenken war und auf große Zustimmung in der Bevölkerung gestoßen ist. Die Initiative hatte schon damals davor gewarnt, dass der Zugang zum Fluss eine Frage des Einkommens werden könnte. „Genau diese Befürchtungen sehen wir durch den exklusiven Weihnachtsmarkt bestätigt“, sagt Steinke.
Gegen Weihnachtsmärkte wende man sich ausdrücklich nicht, betont Steinke. „Doch es sollen dann Orte für alle sein und nicht nur für Menschen, die das Geld dazu haben“, beschreibt Steinke, der sich selber als Atheist bezeichnet, eine eigentlich sehr christliche Botschaft.
Auf der Kundgebung am 5. Dezember will man mit guten Beispiel vorangehen. „Wir bieten Glühwein gegen Spende, Redebeiträge und Solidarität statt exklusiver Eintrittskarten“, betont Steinke. Man wolle damit ein Weihnachtsfest ohne Ausgrenzung anbieten.
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