: Debatte über „Klaasohm“
Enthüllungen über brutalen Nikolaus-Brauch auf Borkum
Seit Generationen feiert die Nordseeinsel Borkum den Nikolausbrauch „Klaasohm“, nach heftiger Kritik soll dieses Jahr alles anders werden: Man plane, den „Brauch des Schlagens“ vollständig abzuschaffen teilte der Verein Borkumer Jungens mit. Auch die Polizei bereitet sich auf den Einsatz in der Nacht zum 6. Dezember vor. „Wir fahren eine Null-Toleranz-Linie“, betonte ein Sprecher der Polizei. „Gewalt wird nicht akzeptiert.“ Die Beamten kündigten an, das Gespräch mit den Veranstaltern und dem Ministerium zu suchen. Dabei soll es auch um das bisherige Verhalten der Einsatzkräfte gehen.
Ein Bericht des ARD-Magazins „Panorama“ über die Tradition hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. In dem Beitrag berichten Borkumerinnen und Borkumer anonym von aggressiven Übergriffen. Ein Team filmte im vergangenen Jahr, wie Frauen bei dem Fest auf der Straße von „Fängern“ festgehalten werden und ihnen die sogenannten Klaasohms mit einem Kuhhorn auf den Hintern schlugen.
Der Verein räumte ein, die Tradition könne im heutigen Zeitgeist und aus Sicht Außenstehender kontrovers wirken. Künftig sollen das Fest transparenter gestaltet und Missverständnisse aufgeklärt werden. Der Bürgermeister stärkt den Veranstaltern den Rücken. Das Video zeige ein Fehlverhalten einzelner Menschen und könne „keinesfalls als Beleg dafür herhalten, dass die Insel Gewalt toleriert, wie es der Bericht suggeriert“, teilte Jürgen Akkermann mit. „Die Berichterstattung ist aus meiner Sicht tendenziös.“ NDR-Reporter berichten hingegen, dass von offizieller Stelle alle Interviewanfragen abgesagt worden seien.
Die Polizei ermutigt Frauen, denen bei dem Brauch Gewalt widerfahren ist, Strafanzeige zu stellen. „Wir nehmen das sehr ernst.“ (dpa)
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