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Gutes tun und abkassieren

Geld nachhaltig und renditeorientiert anlegen: Wer sich gut informiert, kann ein bisschen die Welt retten und trotzdem seine Kasse im Alter aufstocken

Mal ehrlich, wer denkt schon als junger Mensch über die Rente nach? Manchmal vielleicht schon, aber nicht wirklich oft. Das ändert sich spätestens dann, wenn das Rentenalter näher kommt. Denn viele begreifen erst am Ende ihres Arbeitslebens, dass ihre zu erwartenden Rentenbezüge tatsächlich alles andere als üppig ausfallen. Da ist es dann fast schon zu spät, um über ertragreiche und zugleich nachhaltige Anlagenoptionen nachzudenken.

Daher raten Finanzex­per­t:innen, sich schon rechtzeitig eine persönlich Anlagestrategie zu überlegen. Und wer sein Geld, sein Erspartes oder sein Vermögen nicht in Waffen, Atomkraft, Kinderarbeit oder Pornografie anlegen möchte, muss sich schon auf dem undurchsichtigen Anlegermarkt genau informieren.

Ansonsten landet das Geld in einen Fonds, der oberflächlich grüne Aspekte wie Nachhaltigkeit, Frieden oder Klimaschutz kommuniziert, aber im Grunde genommen diese Versprechen gar nicht einhält. Zumal das Thema Nachhaltigkeit zumindest in der klassischen Mainstream-Finanzwelt kaum eine Rolle spielt; es scheint sich alles nur um Liquidität, Risiko, Sicherheit und Rendite zu drehen. Wenn es anders wäre, würden Aktien einer Waffenschmiede wie Rheinmetall nicht durch die Decke „schießen“. Tun sie aber – seit Kriegsbeginn ist der Kurs um ein X-Faches gestiegen.

Anleger:innen, die ihre private Altersversorgung nicht auf Waffen & Co. aufbauen wollen, sondern sich für eine friedliche, soziale und ökologische Welt engagieren möchten, finden durchaus rentable Alternativen. „Allerdings müssen diese Anleger wesentlich mehr Hausaufgaben machen als die klassischen“, sagt Ralf Scherfling, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Finanzen und Versicherungen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zum einen müsse der potenzielle Anleger sich genau über das Finanzprodukt und die darin gelisteten Unternehmen informieren, weil viele von ihnen nicht so grün sind, wie sie sich gerne waschen. Zum anderen sollten An­le­ge­r:in­nen ihre eigene Definition von Nachhaltigkeit finden, weil dieser Terminus gesetzlich nicht definiert und damit auch nicht geschützt ist.

Kurioserweise begreift die EU die Atomkraft als klimafreundliche Energie, was in den Reihen der erneuerbaren Energien als ziemlicher Affront gewertet wird. Daher lohne sich immer ein genauer Blick in die Dokumentation von Fonds, ETFs oder anderen Anlageprodukten, betont auch Boštjan Krisper. Als Projektleiter Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und Steuern bei der Stiftung Warentest weiß er genau, wie schwer es im Zweifelsfall sein kann, vergleichbare Informationen über die Unternehmen und ihre vielfältigen Aktivitäten zu erhalten. Einfach auch, „weil die neuen EU-Offenlegungs- und Kategorisierungsregeln noch nicht durchgreifen.“

Fazit: Eine nachhaltige Anlage fürs eigene Alter ist durchaus möglich, braucht aber kritische Aufmerksamkeit.

Dierk Jensen

Weitere Informationen bei der Verbraucherzentrale NRW: http://bit.ly/4ezjrJl

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