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Archiv-Artikel

Arbeit und Verantwortung machen Spaß

Die Organisatoren von HöVi-Land müssen sich um Betreuernachwuchs keine Sorgen machen. Aus Vingster und Höhenberger Kindern, die jeden Sommer ihre Ferien auf dem Gelände verbringen, werden motivierte LeiterInnen

KÖLN taz ■ Das HöVi-Land liegt tief im Kölner Osten, auf einem Freigelände hinter dem Vingster Freibad. Im HöVi-Land ist immer Sommer, denn das HöVi-Land gibt es nur in den ersten drei Sommerferienwochen, in diesem Jahr zwischen dem 11. und dem 29. Juli. Alle Kinder, die zwischen sechs und 14 Jahre alt sind, dürfen sich anmelden. Die zweite Voraussetzung ist, dass sie in den Vierteln Vingst oder Höhenberg wohnen. „Wir müssen das leider so festlegen“, erklärt der evangelische Pfarrer Jörg Wolke diese Einschränkung. „Schon hier gibt es mehr als genug Kinder, die mitmachen wollen.“

In den Stadtteilen Höhenberg und Vingst wohnen viele Familien, die sich keinen Sommerurlaub leisten können, dementsprechend hoch ist das Interesse am HöVi-Land. Schon nach zwei Tagen waren Anmeldungen für 150 Plätze vergeben, seit zwei Wochen sind alle über 500 Plätze belegt, die übrig gebliebenen Kinder können sich nur noch auf die Warteliste setzen lassen.

„Hier spielt die Musik“ heißt das diesjährige Motto, das sich die jugendlichen Leiter selbst ausgesucht haben. Nicole Katsche hatte die Idee, Musikalisches anzubieten. Nicole ist 21 Jahre alt und 2005 schon zum siebten Mal Leiterin im HöVi-Land. Die restlichen fünf Jahre, die in der 12jährigen HöVi-Land-Geschichte noch fehlen, war sie selbst ein HöVi-Land-Kind.

Mit dieser Karriere ist Nicole kein Einzelfall. Um seinen LeiterInnen-Nachwuchs muss sich das HöVi-Land keine Sorgen machen, denn fast alle waren selbst HöVi-Land-Kinder, bevor sie Leiter wurden. Und HöVi-Land-Kinder gibt es reichlich.

Die Schülerinnen Vanessa und Nadine wollen beide später mal „was mit Kindern machen“. Das wussten sie schon bald nach ihren ersten Schnuppererfahrungen als Leiterin im HöVi-Land. Zusammen mit den anderen rund 90 Jugendlichen lassen sie sich nun an jedem Dienstag Abend zu Gruppenleiterinnen ausbilden. In den Schulungen wird das Jugendschutzgesetz gepaukt, die Aufsichtspflicht vermittelt und natürlich viel gesungen, denn schließlich dreht sich in diesem Jahr alles um die Musik. Wie schafft es das HöVi-Land, jedes Jahr so viele Jugendliche zu motivieren, freiwillig so viel Arbeit und Verantwortung auf sich zu nehmen? „Weil‘s eben Spaß macht“, erklärt Vanessa.

Die Idee für das HöVi-Land hatten der katholische Priester Ansgar Puff und die evangelische Jugendleiterin Petra Kempe 1994. Schon bei der ersten Ferienspielaktion nahmen damals fast 100 Kinder teil. Nach und nach hat sich ein regelrechtes Netzwerk von Vingster und Höhenberger Vereinen und Einrichtungen gebildet, die sich an der Organisation und Durchführung von HöVi-Land beteiligen. So kümmert sich der Vingster Karnevalsverein alljährlich um die Technik, Sportvereine stellen Trainer und Material zur Verfügung und viele Eltern rühren die Töpfe in der Zeltküche oder passen auf, dass die Gerätschaften nachts keine Beine bekommen.

Auch bei der Finanzierung des HöVi-Landes setzen die Organisatoren auf Improvisation und private Initiative. Die Eltern der Teilnehmer müssen lediglich 15 Euro pro Kind investieren. Wer will, darf auch bis zu 30 Euro bezahlen, aber dazu sind lediglich fünf Prozent der Eltern bereit. Die Stadt beteiligt sich im Rahmen der innerörtlichen Ferienmaßnahmen mit einem Beitrag, doch beides zusammen deckt kaum die Hälfte des Finanzbedarfs von zirka 80.000 Euro. Der Rest werde über Spenden und das „Prinzip Hoffnung“ aufgebracht, so Pfarrer Wolke. Man könne ja schließlich nicht mit der Planung warten, bis man das Geld zusammen hat.

MARIE-SOPHIE MÜLLER