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Gott zum Gruß
Was ist der Kirchentag, der am 25. Mai in Hannover beginnt? Viele denken: so eine Art christliches Fünf-Tage-Happening. Evangelischer Ausnahmezustand in Hannover sozusagen mit mehr als 100.000 Dauerteilnehmenden. Das aber greift zu kurz. Gründervater Reinold von Thadden-Trieglaff entwickelte in der Kriegsgefangenschaft die Vision eines Kirchentages mit dem Ziel, dass die Evangelischen nie wieder in die Irre gehen würden, wie in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Laien wollte er schulen, ihnen die Möglichkeit geben, sich im Glauben zu stärken und Verantwortung in der Welt zu übernehmen.
Und das ist bis heute so geblieben. Der Kirchentag ist ein Fest des Glaubens. 95 Prozent der Teilnehmenden sind bereits kirchlich engagiert. Für sie sind die fünf Tage eine Art Tankstelle für die Seele. Die vielen vor allem jungen Leute erleben: Kirche kann vielfältig sein, offen und überraschend. Das kann vor Ort und im Kleinen so nicht geleistet werden. Und der Kirchentag ist ein Manifest des Protestantismus in Deutschland: so stehen wir zur Globalisierung, zur Klimafrage, zum Thema Religion und Schule. So ein Fest tut gut, gerade in schwierigen Zeiten. Da kann ich ermutigt zurückfahren in den Alltag als Christin, als Christ vor Ort.
Margot Käßmann
Wir leben in einer von „events“ geprägten Zeit. Unsere Kirchen können und wollen sich dem gar nicht entziehen. Auch Kirchentage sind unbestreitbar „events“. Doch sie sind zugleich auch mehr als nur „events“, weil durch sie wirkliche Begegnung, echte Gemeinschaft zwischen den Menschen und zwischen Gott und Mensch geschieht – durch gemeinsames Beten, gemeinsames Hören auf das Wort Gottes, gemeinsames Feiern, gemeinsames Ringen um Fragen, die uns alle angehen. Kirchliche „events“ haben Berechtigung und Sinn, wenn sie zur Botschaft werden – zur Botschaft vom menschenliebenden Gott.
Dies ist eine gemeinsame, eine ökumenische Aufgabe aller Christinnen und Christen. Deshalb freut es mich, dass dieser Evangelische Kirchentag – wie schon der Katholikentag in Ulm 2004 – die ökumenischen Impulse des ersten ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin aufgenommen hat. So können wir auf den Kirchentagen erfahren und zum Ausdruck bringen, was uns bereits alles eint. Wir können diese Einheit vertiefen und zugleich dafür beten, dem Ziel der vollen und sichtbaren Einheit der Christen entgegenzugehen. Vor allem aber wird uns bewusst, dass die Kirchen nicht um ihrer selbst willen, sondern zum Dienst für die Menschen da sind. Meine Hoffnung und mein Wunsch, dass dieser Kirchentag in Hannover ein Fest der Gemeinschaft wird und zum Segen für die Menschen in der Stadt, in der Region, im ganzen Land.
Hans-Georg Koitz