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Hurrikan „Milton“ in den USAMillionen Menschen ohne Strom

Das Aufräumen nach Hurrikan „Milton“ in Florida schreitet voran. Einwohner kehren zurück. Das US-Hurrikanzentrum verwies aber auf weiter bestehende Gefahren.

Nach Hurrikan „Milton“ Ein Auto fährt im Siesta Key, Florida, auf einer gefluteten Straße Foto: Marco Bello/rtr

Tampa/St. Petersburg/Sarasota/Miami dpa/ap | Nach Sturm „Milton“ haben Einwohner des US-Bundesstaats Florida am Freitag Aufräumarbeiten fortgesetzt. Der Hurrikan war durch Küstengemeinden gezogen, hatte Häuser in Stücke gerissen, Straßen überschwemmt und eine Reihe tödlicher Tornados ausgelöst.

Weiterhin sind in Florida mehrere Millionen Menschen ohne Strom. In der Nacht zu Freitag waren immer noch rund 2,6 Millionen Menschen von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der US-Website PowerOutage hervorging. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit „Milton“ stieg derweil nach Zählungen des US-Senders CBS auf mindestens 16. Knapp 1.000 Menschen hätten die Einsatzkräfte bislang im Sturmgebiet gerettet, zitierte der Sender CNN Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

Als Hurrikan der Kategorie 3 war der Sturm am späten Mittwochabend beim Ort Siesta Key an der Westküste Floridas auf Land getroffen und hatte eine weit ausgedehnte Schneise der Verwüstung durch die Halbinsel im Golf von Mexiko geschlagen, bevor er abgeschwächt auf den Atlantik hinausgezogen war.

Das US-Hurrikanzentrum verwies auf weiter bestehende Gefahren durch herabgestürzte Stromleitungen und überflutete Gebiete vielerorts im Zentrum Floridas. Entsprechend sei Vorsicht beim Einsatz elektrischer Gerätschaften für die Aufräumarbeiten geboten.

Rückkehrrer und Hilfskräfte auf dem Weg nach Florida

Eine regelrechte Flut an Rückkehrern und Hilfskräften war am Donnerstagabend (Ortszeit) auf der wichtigsten Autobahn durch das Zentrum des Staates unterwegs in Richtung Süden. Teils wurde auf der Interstate 75 wegen des dichten Verkehrs der linke Seitenstreifen genutzt. Autos, Hubarbeitsbühnen und Tanklastwagen strömten vorbei, zusammen mit Toilettenwagen und einem Konvoi von Einsatzfahrzeugen.

Für die Rückkehrer ging es darum festzustellen, ob ihre Häuser von dem Hurrikan zerstört oder verschont wurden. Treibstoff zu finden war eine Herausforderung. Bis nach Ocala, mehr als zweieinhalb Autostunden nördlich des Gebiets bei Siesta Key, in dem „Milton“ am Mittwochabend als Hurrikan der Kategorie 3 auf Land getroffen war, waren Tankstellen noch immer geschlossen.

Während die Aufräumarbeiten weitergingen, kehrte die Tourismusbranche in Florida bereits wieder zur Normalität zurück. Vergnügungsparks wie Walt Disney World, Universal Orlando und Seaworld wollten am Freitag wieder ihre Pforten für Besucher öffnen – nach einer Bewertung der Sturmschäden.

Auch der internationale Flughafen in Orlando, der verkehrsreichste in Florida, teilte mit, dass wieder Flieger starten sollten. Für Ankünfte von Inlandsflügen war der Airport bereits am Donnerstagabend wieder geöffnet worden. Die Schäden am Flughafen waren überschaubar, darunter ein paar Lecks und umgestürzte Bäume.

Trump politisiert den Hurrikan

Auf der politischen Bühne sorgten weiter Behauptungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump für Unfrieden. Seine demokratische Rivalin Kamala Harris kritisierte Trump für dessen Angriffe auf die Regierung im Zusammenhang mit deren Reaktion auf die Folgen von „Helene“ und „Milton“. Sie müsse betonen, dass dies nicht der Zeitpunkt sei, um Politik zu betreiben, sagte sie bei einer vom spanischsprachigen Sender Univision gesponserten Bürgerversammlung in der Glücksspielmetropole Las Vegas.

Noch deutlicher wurde am Donnerstag Präsident Joe Biden, der im Weißen Haus in Richtung seines Amtsvorgänger fragte: „Hast Du kein Leben?“ Trump solle lieber versuchen, den Menschen zu helfen, die unter den Sturmfolgen litten, als Falschinformationen über die Reaktion der Regierung zu verbreiten, empfahl er. Biden verurteilte die „rücksichtslose, unverantwortliche und unerbittliche Desinformation und die unverhohlenen Lügen“, die weiter im Umlauf seien.

Schäden scheinbar geringer als befürchtet

Die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde schätzt die Schäden durch Sturm „Milton“ in Florida geringer ein als zunächst befürchtet. Am heutigen Freitag wollte Deanne Criswell sich in dem Bundesstaat selbst einige der Schäden anschauen, die durch Tornados im Zuge des Unwetters verursacht wurden. „Wir hatten nicht die extremen Auswirkungen des schlimmsten Szenarios, auf das wir vorbereitet waren, aber es sind trotzdem so viele Menschen davon betroffen“, sagte sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in der Stadt Sarasota.

Das nationale Hurrikanzentrum der USA hat alle Sturmflut- und Tropensturmwarnungen im Zusammenhang mit Hurrikan „Milton“ aufgehoben. In der jüngsten Mitteilung des Dienstes wurde der Sturm nur noch als post-tropischer Zyklon eingestuft. Es werde erwartet, dass sich „Milton“ weiter abschwäche, hieß es.

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