brief des tages:
Schönwetterstudie Polizei?
„Es gibt kein Rassismusproblem in der Polizei“, taz vom 20. 9. 24
Bei Lektüre des Interviews mit Frau Schliemann, Leiterin der breit angelegten Studie, irritiert das unangemessene Fazit „weithin alles ok“, was durch die dort referierten Teilergebnisse so nicht gedeckt ist. „Es gibt kein Rassismusproblem in der Polizei“, so Schliemann, und konstatiert große Ähnlichkeiten der Ergebnisse mit Haltungen in der Gesamtbevölkerung, als sei das ein Beleg. Nach strukturellem Rassismus wurde auch nicht explizit gefragt, und allgemein drängt sich mir der Eindruck auf, der ganze Forschungsansatz ziele mehr auf die Befindlichkeiten der Polizei – die vor Ort sicher oft einen harten und frustrierenden Berufsalltag hat – als auf strukturelle Demokratieprobleme. Die Fragebogen wurden an alle Dienststellen geschickt, da mag ein Rücklauf von 14 Prozent erheblich sein. Man könnte aber auch schließen, dass offenbar eine Mehrheit der Polizei (oder der Dienststellenleitungen?) kein Interesse am Anliegen der Studie zeigt. Dass ein Drittel der Antworten rassistische Vorfälle im Dienst bestätigt, „bedarf einer differenzierten Analyse. Die war aber nicht unser Forschungsfokus“. Da fragt sich schon – warum nicht? Albert Lange, Detmold
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