brief des tages
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Evakuierung?

Volle Eskalation“, taz vom 29. 8. 24

Gestern hat der norwegische Arzt Mads Gilbert, der immer wieder in Gaza war, um dort als Arzt zu arbeiten, in einem Interview darauf hingewiesen, dass es nötig sei, den Sprachgebrauch zu kalibrieren, wenn es um das Wort „Evakuierungen“ geht, denn eine Evakuierung ist eine organisierte Angelegenheit, womit die Menschen in Sicherheit, an sichere Orte gebracht werden. Was im Gazastreifen passiere, seien aber keine Evakuierungen, sondern Vertreibungen, wobei es keine sicheren Orte gibt, an die die ­Menschen ­fliehen können, selbst wenn diese vom israelischen Militär als solche bezeichnet werden. Israels Außenminister Katz schlägt nun also auch sogenannte Evakuierungen der palästinensischen Bevölkerung für die Westbank vor. Auch die Westbank – völkerrechtswidrig besetzt und besiedelt – soll dann wohl in Schutt und Asche gelegt werden wie der Gazastreifen, ausgenommen natürlich die jüdischen Siedlungen. Wer hofft, dadurch Sicherheit und Frieden herzustellen, ist verblendet. Das müssten sowohl die USA als auch die EU wissen, üben aber weiterhin keinen realen Druck aus, sondern schauen zu und ergehen sich in Appellen.

Manuela Kunkel, Stuttgart