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Archiv-Artikel

Der mit den Wölfen lebt

Von PS

Eigentlich ist er Ingenieur gewesen. Flugzeuge hat er konstruiert, sich mit Luftfahrt, kurz: dem Blick von oben befasst. Wie so einer auf Wölfe kommt? „Ach, ist ganz einfach“, sagt Frank Fass, Wolfcenter-Betreiber aus dem niedersächsischen Dörverden. „In unserer Familie sind immer Jäger gewesen. Mit Jagdhunden war ich also vertraut.“ Und da der Wolf Urahn des Hundes ist, war der Rest fast Formsache.

Der Anlass, das Wolfcenter zu bauen, das jetzt eine Dauerausstellung über die Entwicklung von Mensch und Wolf eröffnet war aber eine Kanadareise. „Da haben meine Frau und ich ein Wolfcenter gesehen und gedacht, mal sehen, ob es in Deutschland einen Bedarf gibt.“

Bedarf wonach? „Nach Information über das Zusammenleben mit Wölfen“, sagt der 37-Jährige. „Denn da sich der Wolf in Deutschland ja wieder ansiedelt, gibt es ein Informationsdefizit – und umso mehr Mythen.“ Zum Beispiel den von der Gefährlichkeit des Wolfs. „Dabei steht der Mensch gar nicht auf dessen Speiseplan“, sagt Fass.

Um das alles zu erklären, haben Fass und seine Frau 2010 ihre bürgerlichen Jobs hingeworfen und die Selbständigkeit mit den Wölfen begonnen. Aber natürlich nicht nur aus Altruismus. „Wölfe sind auch spannende Tiere – vor allem wegen ihres Sozialverhaltens“, sagt Fass. Das allerdings funktioniert nur im „echten“ Rudel, wie es sich in freier Wildbahn findet: Es besteht aus Eltern und deren Welpen. „In dieser Konstellation entwickelt sich eine natürliche Autorität der Eltern, die ihre Kinder kosen, aber auch maßregeln können, wenn sie nerven.“

In anders zusammengesetzten Gruppen in Zoos und Gehegen – auch in Fass’ eigenen – sei das anders: „Wenn es da mehrere Tiere des selben Geschlechts gibt, klügeln sie eine Rangordnung aus, deren Ergebnis der dominante Alpha-Wolf ist – und der unterdrückte Omega-Wolf.“ Da müsse er als Betreiber sehr genau beobachten, „wann ich das Omega-Tier aus der Gruppe nehmen muss, weil es allzu viel einsteckt“. PS