: Nordderby mit unterschiedlichen Vorzeichen
Zum Auftakt der Frauen-Bundesliga ist der VfL Wolfsburg heute Abend bei Werder Bremen zu Gast. Beide Teams verloren im Sommer wichtige Spielerinnen
Von Ralf Lorenzen
Gleich zum Start der neuen Saison in der Frauenfußball-Bundesliga kommt es zum einzig möglichen Nordderby. Der VfL Wolfsburg und Werder Bremen beschließen mit dem heutigen Montagsspiel den ersten Spieltag. Wie vor jeder Saison blicken beide Mannschaften aufgrund ihrer Rahmenbedingungen und Kaderqualitäten mit ganz unterschiedlichen Erwartungen auf die kommenden Spiele. Der siebenmalige Meister Wolfsburg zählt wie immer neben Bayern München zu den Topfavoriten der Liga. Werder Bremen würden dagegen gern an die Leistungen der letzten Saison anknüpfen, die das Team ins sichere Mittelfeld gebracht hatte.
„Für mich ist eher die Art und Weise, wie wir da Fußball gespielt haben, die Messlatte. Das würden wir gerne stabilisieren“, sagte Trainer Thomas Horsch dem Weserkurier. „Es geht nicht unbedingt um die Punkte.“ In der Tat war in der vergangenen Saison bei den Bremerinnen eine deutliche Weiterentwicklung zu erkennen – besonders im Aufbauspiel. Daran kann das Team mit umso größerer Ruhe weiterarbeiten, da es aufgrund der bevorstehenden Aufstockung der Liga auf 14 Mannschaften nur einen Absteiger geben wird. Erschwert wird die Situation für Horsch allerdings dadurch, dass zu Saisonbeginn noch einige Spielerinnen verletzt ausfallen.
Lina Hausicke und Sharon Beck, die sich beide das Kreuzband verletzt haben, werden wohl die ganze Hinrunde fehlen, die Stürmerinnen Sophie Weidauer oder Maja Sternad hingegen nur wenige Wochen. Dass die Integration der sechs Neuzugänge weit fortgeschritten ist, wurde beim 1:1-Unentschieden im Testspiel gegen Ligakonkurrent 1. FC Köln sichtbar. Der Trainer geht auch davon aus, dass die Mannschaft den Abgang von Publikumsliebling Nina Lührßen auffangen kann.
Ein Abgang trübt immer noch die Stimmung beim VfL Wolfsburg – der von Nationalspielerin Lena Oberdorf, die ausgerechnet zum Dauerrivalen Bayern München gewechselt ist. Neben Oberdorf verloren der VfL die Torschützenkönigin Ewa Pajor sowie Kapitänin Dominique Janssen. Neu im Kader sind die beiden deutschen Nationalspielerinnen Sarai Linder und Janina Minge sowie die niederländischen Stürmerin Lineth Beerensteyn. „Wir haben drei Schlüsselspielerinnen verloren. Dass wir Zeit brauchen, um uns zu stabilisieren, ist klar“, sagte VfL-Trainer Tommy Stroot nach der 0:1-Niederlage im Supercup-Finale gegen Bayern München vor einer Woche. „Wir waren noch nicht da, wo wir im Laufe der Saison stehen wollen, aber für das erste Spiel sah das schon gut aus“, ergänzte Neuzugang Janina Minge. „Man hat gesehen, dass wir mithalten können.“
„Mithalten“ klingt für einen Serienmeister zwar sehr defensiv, aber die vergangene Saison, in der sie überraschend weit hinter den Bayern in der Meisterschaft landeten und zudem früh in der Champions League scheiterten, steckt den Wolfsburgerinnen noch in den Knochen. Daran konnte auch der Sieg im DFB-Pokal nichts ändern. „Die Favoritenrolle liegt bei den Bayern“, sagt Trainer Stroot. „Aber wir sind bereit, sie herauszufordern.“
Herausfordern wollen auch die Bremerinnen den Favorit Wolfsburg heute Abend ab 18 Uhr auf dem heimischen Rasen. „In der vergangenen Saison waren wir dicht dran, haben aber am Ende unglücklich knapp verloren“, sagt Thomas Horsch. „Wir wollen dort unbedingt mal punkten – vielleicht wird uns das diesmal gelingen.“ Damit würde auch die in der letzten Saison gewachsene Begeisterung für das Team in Bremen einen weiteren Push bekommen. Das nächste Spiel im Weserstadion vor großer Kulisse ist am 12. Oktober gegen Bayer Leverkusen geplant. „Ich glaube, dass viele Leute in Bremen und der Umgebung Bock auf uns haben“, sagt Horsch. Und auch er selbst ist froh, dass es endlich wieder mit Wettbewerbsfußball los geht und die Zeit der Testspiele vorbei ist.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen