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Wenn so besonders das Besondere gar nicht ist

Ferienwandertag mit meiner Mutter und den Teenagersöhnen. Knieschonend soll die Route sein für die eine, spektakulär für die anderen. Mir ist’s egal, Hauptsache niemand meckert und ich kann in Ruhe vor mich hinwandern.

Die Wahl fällt auf die Wanderung zur berühmten Krausen Buche. Während ich vor mich hinwandere, arbeiten sich meine woken Jungs am gar nicht mal so ausgeprägten Alltagsrassismus und Ableismus ihrer Großmutter ab. Ich wünschte, ich hätte Toffifee dabei, damit – wie in der Werbung – wieder Ruhe ist. Der Weg biegt ab, auf eine Lichtung. Hier soll sie stehen, die bestaunenswerte Krause Buche. Wir brauchen einen Moment, sie zu entdecken. Ein kleines Bäumchen nur, verzwirbelt krumm gewachsen. Kraus, das stimmt.

Eidinghauser Berg

257,6 Meter.

Über den Berg im Wiehengebirge in der Nähe von Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) verlaufen etliche Wanderwege. Die Krause Buche befindet sich 700 Meter westlich des Gipfels.

Die Teenager sind enttäuscht. Wir machen Picknick, die Oma packt tatsächlich Toffifee aus. Ich überlege anzumerken, ob es nicht auch eine Art „-ismus“ ist, enttäuscht zu sein, wenn ein naturdenkmalwürdiger Baum gar nicht besonders toll und nicht besonders groß ist. Sondern nur besonders. Aber ich halte dann doch den Mund und nehme mir ein Toffifee. Ich wollte ja meine Ruhe haben. Sigrid Tinz