: Wenn so besonders das Besondere gar nicht ist
Ferienwandertag mit meiner Mutter und den Teenagersöhnen. Knieschonend soll die Route sein für die eine, spektakulär für die anderen. Mir ist’s egal, Hauptsache niemand meckert und ich kann in Ruhe vor mich hinwandern.
Die Wahl fällt auf die Wanderung zur berühmten Krausen Buche. Während ich vor mich hinwandere, arbeiten sich meine woken Jungs am gar nicht mal so ausgeprägten Alltagsrassismus und Ableismus ihrer Großmutter ab. Ich wünschte, ich hätte Toffifee dabei, damit – wie in der Werbung – wieder Ruhe ist. Der Weg biegt ab, auf eine Lichtung. Hier soll sie stehen, die bestaunenswerte Krause Buche. Wir brauchen einen Moment, sie zu entdecken. Ein kleines Bäumchen nur, verzwirbelt krumm gewachsen. Kraus, das stimmt.
Eidinghauser Berg
257,6 Meter.
Über den Berg im Wiehengebirge in der Nähe von Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) verlaufen etliche Wanderwege. Die Krause Buche befindet sich 700 Meter westlich des Gipfels.
Die Teenager sind enttäuscht. Wir machen Picknick, die Oma packt tatsächlich Toffifee aus. Ich überlege anzumerken, ob es nicht auch eine Art „-ismus“ ist, enttäuscht zu sein, wenn ein naturdenkmalwürdiger Baum gar nicht besonders toll und nicht besonders groß ist. Sondern nur besonders. Aber ich halte dann doch den Mund und nehme mir ein Toffifee. Ich wollte ja meine Ruhe haben. Sigrid Tinz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen