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Wenn man beim Sport plötzlich wieder jung ist

Am Friedhof Leipzig-Connewitz vorbei, auf einer kleinen Brücke, die zur Gartenkolonie führt und auf meiner Laufstrecke liegt, mache ich Kraftübungen (Liegestütze, Bauchmuskeln, Kniebeugen) und dann auch Schattenboxen. In meinen Ohren klingt ein alter Hit von Donna Summer, und ich atme laut aus, wenn ich in die Luft schlage.

Ich werde beobachtet, merke ich. Eine ältere Frau steht auf dem Weg mit ihren Nordic-Walking-Stöcken und starrt mich an. Sie spricht mit mir, aber ich kann sie wegen der Musik nicht hören. Ich nehme die Kopfhörer ab und gehe zu ihr. Sie möchte wissen, welche Sportart ich gerade ausübe. „Thaiboxen“, antworte ich. „Ohhh …“, sagt die Frau und fragt als Nächstes, wie alt ich bin. „Nein, Sie sind nicht 46“, sagt sie und macht eine Handbewegung, als würde sie eine Fliege vertreiben. „Oh doch“, erwidere ich. „Und wie ist es bei Ihnen?“

Leipzig- Connewitz

19.800 Ein-wohner*innen.

„Wer wünscht sich nicht, alt zu werden wie ein Baum?“, steht auf der Website der Stadt Leipzig. Im Folgenden heißt es, hier seien etwa 20 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre.

Sie sagt mir ihr Alter, und ihre blauen Augen strahlen. „… und laufe jeden Tag vier bis fünf Kilometer hier herum“. Ich wünsche mir, dass es mir auch mal so gehen wird, und das sage ich ihr auch. „Das wünsche ich Ihnen auch“, sagt sie und läuft weiter – ganz schön zügig für ihre 93 Jahre. Luciana Ferrando

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