: „Wir spielen Fernsehen“
SHOW „Mr. Late Night“ Denis Fischer über die Große Show in der Schwankhalle, die Absagen von Nina Hagen und Lea Finn sowie die Renaissance der Schnauzbärte
■ 34, ist Schauspieler, Sänger und Entertainer. Von 2000 bis 2006 moderierte er die Late-Night-Show „Gate 48“ im Güterbahnhof.
INTERVIEW JENS LALOIRE taz: Für die erste „Große Show“ war Nina Hagen angekündigt, die aber am Tag der Show abgesagt hat. Für die zweite Show am Samstag werbt ihr auf den Plakaten mit dem Slogan „Nina Hagen, jetzt aber wirklich“, doch Nina Hagen hat erneut abgesagt. Wird das ein Running Gag?
Denis Fischer: Das sind diese Running Gags, die man nicht planen kann. Wir hatten verabredet, dass sie ihren Auftritt nachholt, jetzt hat sie aber mehrere Konzerte abgesagt, weil sie gesundheitlich angeschlagen ist. Das ist natürlich Pech.
Late-Night-Shows haben im deutschen Fernsehen einen schweren Stand, warum bringt ihr so etwas auf die Bühne?
Die große Samstagabend-Show, die man schön mit den Großeltern schaut, die fehlt. Wir wollen ein bisschen Fernsehen spielen. Aber im Grunde genommen zeigt das Ende von Harald Schmidt, dass man das Format neu suchen und finden muss. Wir erforschen das.
Ist die Schwankhalle als subventioniertes Theater der richtige Ort für eine Unterhaltungsshow?
Das Ziel der Schwankhalle ist es auch, neue Formate zu entwickeln. Wir wollen das Format Show erforschen. Es geht auch darum, wie man z.B. das Internet sinnvoll auf die Bühne holen kann. Das wollen wir herausfinden. Insofern bewegen wir uns mit der Großen Show im Konzept der Schwankhalle.
Nach der ersten Ausgabe der Show gab es viel Kritik…
Sicherlich haben ein paar Sachen nicht geklappt. Die Kritik hat sich mehr darauf gestürzt. Ich bin nicht böse deswegen.
Deine Co-Moderatorin Lea Finn ist ausgestiegen. Inwiefern verändert das die Show?
Du weißt ja, wie das ist: Eine Dame auf der Bühne – das wird fehlen. Die Stelle ist frei. Es gibt jetzt keinen Ersatz, aber ich halte die Augen und Ohren offen. Vielleicht meldet sich ja jemand.
Ist Lea Finn ausgestiegen, weil das Moderationsduo nicht aufgegangen ist?
Das weiß ich nicht, ich finde das total schade, hätte das gerne länger ausprobiert und mir gewünscht, dass wir beide uns als Moderatorenteam weiter versuchen und beweisen können. Aber die Schwankhalle ist auch ein kreatives Chaos, das muss man mögen, und ich glaube, das ist nicht so ihr Ding. Aber wir trennen uns nicht im Bösen.
Die kommende Show läuft unter dem Thema Männlichkeit. Worum geht es konkret?
Ich glaube, es ist heutzutage gar nicht so einfach als Mann. Was für ein Vater will man sein? Was für ein Vorbild soll man leben? Insofern wollen wir uns damit beschäftigen. Und unser Gast Otmar Willi Weber ist ein tolles Beispiel für einen Mann, der nicht nur ein Mann, sondern ein Jäger und leidenschaftlicher Sammler ist. Den kenne ich auch gar nicht ohne Schnauzbart. Der Schnauzbart ist ja wieder in Mode gekommen, wobei ich auch nicht weiß, wie das kommen konnte. Das sind so einige Sachen, die wir erforschen werden.
Knüpft ihr damit an die aktuelle Debatte im Feuilleton über Männerbilder an?
Ja, es ist natürlich ein Thema, das mich selbst brennend interessiert als Mann. Ich will da auch etwas über mich rausfinden.
Wird Mr. Late Night zusammen mit der Großen-Show-Band das Thema auch musikalisch aufnehmen?
Natürlich. In den Achtzigern ging das ja los, auch in der Popwelt, dass man als Mann Gefühle zeigen durfte. Da haben wir uns ein paar schöne Lieder ausgesucht, aber das ist noch eine Überraschung.
Denis Fischer
Was darf das Publikum am Samstag noch erwarten?
Baba Zula kommen. Die bringen eine Bauchtänzerin mit, und ich hoffe, dass wir alle einen kleinen Schnellkurs bekommen. Das wäre auch ganz schön, dann können die Leute auch mal aufstehen und sich bewegen.
Insgesamt sind für dieses Jahr vier Shows geplant. Wird Nina Hagen bei der dritten Show im Herbst dabei sein?
Sie hat jetzt natürlich einen Dauerplatz auf unserer Küchenbank und ist jederzeit herzlich willkommen.
Hast Du einen Wunsch für Samstag?
Ich wünsche mir, dass möglichst viele Leute mit Schnauzbart kommen.
■ Samstag, 20 Uhr, Schwankhalle