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das wird„Möglichst vielfältige Gegenerzählungen“

Krimis gegen rechts: Herausgeberin Else Laudan vom Ariadne-Verlag stellt in Hamburg aktuelle feministische Kriminalromane vor

Interview Johanna Weinz

taz: Else Laudan, was sind „Krimis gegen rechts“?

Else Laudan: Aktuell kämpfen Rechte um die Macht von Narrativen, und wir brauchen gute Gegenerzählungen, gegen Rassismus, gegen Sexismus, all das. Krimis gegen rechts eröffnen packende Perspektivwechsel und andere Blickwinkel, ohne dass man für die Lektüre unbedingt komplizierte Theorien lesen muss.

taz: Zum Beispiel?

Else Laudan: So, wie Liza Cody in „Miss Terry“ eine migrantische junge Grundschullehrerin auftreten lässt, mit der man durch schlimme und wüste Ereignisse mitfiebert. Oder Christine Lehmann, sie schreibt mit viel Berufserfahrung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk darüber, was für Strukturen dazu führen, dass Populisten in den Medien so viel Raum einnehmen, selbst wenn das eigentlich nicht gewollt ist.

taz: Warum bietet sich gerade der Krimi an?

Else Laudan: Krimis sind eine populäre Form des Erzählens. Auf Zug geschrieben und mit Sogwirkung, die Spannung sorgt dafür, dass die Le­se­r:in­nen dranbleiben. Der Hamburger Krimiautor Frank Göhre hat mal gesagt, Krimi sei die Literatur von unten. Das sehe ich ähnlich.

Else Laudan Jg. 1963,

ist Verlegerin, Übersetzerin und Lektorin. Sie leitet den Hamburger Argument Verlag seit 1997 und betreut die Reihe “Ariadne Kriminal­romane”.

taz: Was meinen Sie mit „von unten“?

Else Laudan: Politische Krimis handeln von Konflikten in Gesellschaft. Die Erzählperspektive kann viel weniger wohlaufgehoben sein als im klassischen Cosy- oder Landhauskrimi oder im Tatort-Spektrum, wo es eher affirmativ um Polizeiermittlung geht. In politischen Krimis kommen randständigere, unaufgehobene Figuren zu Wort. Für mich sind gute Krimis Fenster zur Welt. Voriges Jahr habe ich den Krimi der bengalischen Autorin Rijula Das übersetzt, über Asiens größtes Rotlichtviertel Shonagachi. Sie schafft es, diese ferne Welt mit allen unterschiedlichen Facetten darzustellen.

taz: Bei Ariadne verlegen Sie feministische Krimis. Was macht einen Krimi zu einer feministischen Erzählung?

Else Laudan: Beide Begriffe fasse ich sehr weit: Jeder Roman, der spannend von Verbrechen und Gewalt erzählt, ist auch ein Krimi. Jede Erzählung, die primär Frauen ernst nimmt und respektiert, ist auch eine feministische. Ein feministischer Krimi zeigt ein realistisches Bild von Verbrechen und Gewalt und erzählt von Menschen, die keine männlichen Helden sind, die in der patriarchalen Gesellschaft nicht gut aufgehoben sind.

taz: Wie setzen die Au­to­r:in­nen das um?

Lesung „Krimis gegen rechts:

das Erzählen als feministischer Widerstand“: Mi, 21. 8., 19 Uhr,

Vortragsraum der Stabi Hamburg, Von-Melle-Park 3, Eintritt frei

Else Laudan: Auf ganz unterschiedliche Art. Das Ariadne-Programm will ja möglichst vielfältige Gegenerzählungen versammeln. Sara Paretsky stellt eine Privatdetektivin ins Zentrum, genauso kompetent wie der einstige Privatdetektiv, wobei aber schon auffällt, dass sie deutlich mehr soziale Bindungen hat. Dominique Manotti schreibt Wirtschaftskrimis, da sind viele Akteure männlich, der Blick ist trotzdem antipatriarchal und antikapitalistisch.

taz: Wie kommt es denn, dass der Argument Verlag, vor allem bekannt für linke Theorien, mit Ariadne feministische Krimis verlegt?

Else Laudan: Der italienische linke Theoretiker Antonio Gramsci hat etwas über Kultur geschrieben, sinngemäß: Wenn du für Befreiung kämpfst, darfst du die populäre Kultur nicht missachten, denn sie ist das, was Menschen interessiert und bewegt. Im Argument Verlag gab es eine Frauenredaktion, da kamen in den 80ern plötzlich feministische Krimis aus den USA und England an. Da gestanden sich viele der Frauen ein, wie gern sie Krimis lesen, aber irgendwie verschämt, weil es so trivial und so ein Machogenre ist. Die Zeit war eindeutig reif für feministische Krimis.

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