Die Not ist groß

Seit 2022 können sich Menschen ohne Papiere und Krankenversicherung in Bremen medizinisch behandeln lassen. Das Angebot wird umfangreich angenommen

Rund 1.000 Menschen in Bremen sind im vergangenen Jahr medizinisch behandelt worden, obwohl sie weder über Papiere noch über eine Krankenversicherung verfügten. Möglich wurde dies durch ein vom Gesundheitsressort ins Leben gerufenes Modellprojekt, dessen Abschlussbericht am Dienstag veröffentlicht wurde. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagte: „Ich spreche mich klar für eine Verstetigung dieses Angebots aus, das allen Menschen unabhängig von ihrer persönlichen Lebenssituation oder Herkunft den Zugang zur medizinischen Versorgung ermöglicht.“

Im Juli 2022 wurde ein Behandlungs- und Beratungszentrum eröffnet, das vom „Verein zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung von papierlosen und nichtversicherten Menschen in Bremen (MVP)“ betrieben wird. Es bietet Menschen ohne Papiere, EU-Bürgerinnen und -bürgern in prekären Beschäftigungsverhältnissen sowie Menschen in schwierigen Lebenslagen, wie etwa Wohnungslosigkeit, einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung an. Nach Möglichkeit seien die Nutzerinnen und Nutzer in eine Krankenversicherung vermittelt worden, hieß es. Im vergangenen November habe der Senat das Projekt zunächst bis Ende 2025 verlängert.

Dem Bericht zufolge hat die Beratungsstelle seit Juli 2022 durchschnittlich 180 Menschen pro Monat geholfen. Rund 60 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer seien dort medizinisch untersucht und behandelt worden. Außerdem seien 2.933 Behandlungsscheine ausgestellt worden. 168 Personen seien in eine Krankenversicherung vermittelt worden. 886 Menschen hätten ihren Versichertenstatus abklären lassen.

Durchschnittlich 180 Menschen ohne Papiere oder Kranken-versicherung werden monatlich behandelt

Laut dem Gesundheitsressort gibt es im Land Bremen keine belastbaren Zahlen zu den Menschen ohne Krankenversicherung. Schätzungen gingen von einem kleineren vierstelligen Bereich aus. Dies zeigt aus Sicht des Senats den dringenden Handlungsbedarf, diesen Menschen den Zugang zum Versorgungssystem zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern. (epd)