Die gute Nachricht in der schlechten

Basketball-Bundesligist RheinErnergie Köln scheitert überraschend im Playoff-Viertelfinale. Trainer Armin Endres kündigt Rücktritt an. Immerhin ist die Zukunft des Bundesligisten bis zum Jahr 2006 finanziell abgesichert

KÖLN taz ■ Wenigstens eine gute Nachricht konnte Walter Pütz in diesen Tagen verkünden. „Es wird weiter einen Basketball-Bundesligisten in Köln geben“, sagte der Geschäftsführer von RheinEnergie Köln. Bis zum Jahr 2006 läuft der Vertrag mit dem Hauptsponsor, bald soll über eine Verlängerung verhandelt werden – trotz allem. Die jüngste Blamage, die sich die Kölner Basketballer geleistet haben, muss zuvor aufgearbeitet werden. RheinEnergie, mit einem Jahresetat von 3,5 Millionen Euro nach Alba Berlin zweitreichstes Team der Liga, ist zum dritten Mal in Folge im Playoff-Viertelfinale gescheitert. Die Gießen 46er, die mit 1,5 Millionen im Jahr wirtschaften können, waren diesmal zu stark für die Rheinländer. Im entscheidenden fünften Spiel der Viertelfinalserie kassierten sie im heimischen Zirkuszelt Energy Dome am Donnerstagabend ein verdientes 69:78.

„Eine Katastrophe, das hatten wir nicht auf dem Plan“, gab Pütz zu. Die Kölner wollten Meister werden, das hatten sie vor der Saison üblich großspurig angekündigt. Trösten konnte sie auch nicht mehr der Mitte Mai errungene Pokalsieg. Trainer Armin Andres, der im Sommer nach Köln gekommen war, sprach gar von negativen Auswirkungen des Cup-Gewinns. „Nach dem Pokalsieg konnte ich meine Mannschaft nicht mehr einfangen, da war bei jedem eine kleine Sättigung da. Und das ist tödlich.“ Gießen präsentierte sich als Antithese. Die Profis vom Traditionsklub aus Hessen beeindruckten durch beherztes Auftreten. Die Kölner Star-Ansammlung war dagegen kein Team. Erschütternd waren die Auftritte des ehemaligen NBA-Spielers Bill Edwards, der sich für die Defense nicht zuständig fühlte und – mit viel Coolness – immer wieder die Werbebande anspielte.

Einzelne Spieler wollte Andres nicht angreifen, der Trainer sei verantwortlich für das Debakel, stellte der 46-Jährige fest. Bei aller Selbstkritik hat Andres jedoch auch eine persönliche Meinung zu den Umständen des Scheiterns: „Ich bin eher für langfristige Konzepte, die gibt es in Köln nicht. Hier haben Aufsichtsrats-Chef Herbert Zimmer als Geldgeber und Geschäftsführer Walter Pütz das Sagen. Sie können mit Geld keine Titel kaufen und jedes Jahr, wenn es wieder nicht geklappt hat, alle Spieler rauswerfen und einen neuen Trainer holen. Die können auch im nächsten Jahr keinen Titel kaufen.“ In der Tat verfuhren die Kölner Manager in den vergangenen vier Jahren, seitdem der Klub 2001 mit der Lizenz von Rhöndorf aus der Regionalliga gleich in die Bundesliga aufgestiegen war, ungefähr in der von Andres beschriebenen Art. Größter Erfolg war die Finalteilnahme 2002 – unter Anleitung des jugoslawischen Trainer-Gurus Svetislav Pesic. Während Pesic den Klub verließ, um in Barcelona mehr Geld zu verdienen, wurden seine Nachfolger Stephan Baeck (inzwischen Kölner Sportmanager) und Milan Minic jeweils ihres Amtes enthoben.

Andres kam seiner Entlassung nun bevor, indem er klarstellte, dass er kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit habe. „Ich hatte eine Option, dass man im Januar meinen Einjahres-Vertrag verlängern konnte. Doch keiner hat mit mir je gesprochen. Das ist sehr enttäuschend“, klagte er. Seltsam, warum die Kölner Klubführung die Option damals nicht zog. RheinEnergie war Tabellenführer. „Es gebietet der Anstand, dass man wenigstens mit mir redet. Jetzt ist das Vertrauen weg“, sagte Andres.

In der nächsten Saison ist Köln nicht für den europäischen Uleb-Cup qualifiziert, die Sponsorengelder werden magerer ausfallen. Seine Großspurigkeit fand Pütz trotzdem schnell wieder: „Wir treten im nächsten Jahr wieder an, um Meister zu werden“, verkündete er. Voraussichtlich mit neuem Trainer.

CHRISTIANE MITATSELIS