: Kiel, die Elfte!
Der THW Kiel holt mit einem Sieg gegen Düsseldorf die Meisterschale zurück an die „richtige“ Förde und gratuliert Flensburg zur sechsten deutschen Vizemeisterschaft
von OKE GÖTTLICH
5.000 Euro hatte ein Sponsor der SG Flensburg-Handewitt für den Fall ausgelobt, dass die HSG Düsseldorf dem THW Kiel im letzten Moment noch ein Bein stellt. Das Geld kann sich der Gönner nun sparen, oder wie es sich der Kieler Johan Pettersson wünscht, „am besten den Flensburger Spielern für eine tolle Saison schenken“.
Noch nie hatten Meister und Vizemeister in der Handball-Bundesliga weniger Spiele verloren als die beiden Nordrivalen aus Kiel und Flensburg, die nur sechs beziehungsweise acht Minuspunkte aufweisen. Deswegen war es mehr Respekt als Häme, die der Pettersson seinen ewigen Konkurrenten im Meistertaumel entgegenbrachte. 36:30 besiegte der neue Titelträger die HSG Düsseldorf und holte die Meisterschale, die im letzten Jahr erstmals an die Flensburger Förde ging, wieder zurück an die „richtige Förde“, wie der Kieler Klaus Dieter-Petersen meinte. „Ich habe sie euch letztes Jahr versprochen, nun bringe ich sie euch gleich mit“, versprach der 340-fache Nationalspieler den wartenden 20.000 Fans auf dem Kieler Rathausplatz per TV-Liveschaltung, bevor es per Flugzeug zurück nach Kiel zur stadtweiten Party ging.
Die 900 Kieler Fans, die ihrem Team mit Doppeldeckerbussen nach Düsseldorf gefolgt sind, freuten sich, dem ungeliebten Flensburger per Transparent einen „herzlichen Glückwunsch zur sechsten Vizemeisterschaft“ auszurichten. Die mitgereisten Anhänger machten die Partie in Düsseldorf zu einem „kleinen Heimspiel“, empfand Frode Hagen. Für den Norweger, der zuvor spanischer Meister mit Barcelona und norwegischer Meister wurde, ging mit dem deutschen Titel „ein Traum in Erfüllung“.
Die Flensburger nahmen den Titelverlust sportlich: „Ich hatte es so erwartet“, sagte Flensburgs Trainer Kent Harry Andersson, „doch mit acht Minuspunkten und dem Pokalsieg müssen wir uns nicht schämen.“ Das empfindet auch der medienscheue Kieler Trainer Noka Serdarusic so. „In einer solchen Liga nur sechs Minuspunkte zu haben, sei sensationell, „so etwas Überdimensionales erreiche ich nie mehr“, freute sich Noka Serdarusic atypisch. Einzig der bisher verwehrte Gewinn der Champions League könnte diesen Gefühlsausbruch noch toppen. Dies wäre dann ein galaktisches Ende einer titelgesäumten Trainerkarierre.