Allein gefährdet

Gesundheitskonferenz will Alleinerziehende entlasten

Von Lilly Schröder

Für manche ist das Singleleben der Gipfel der Freiheit, für Alleinerziehende ist es oft Quelle von Vereinsamung und Überforderung. Berlin ist die Hauptstadt der Solo-Erziehenden: 31 Prozent aller Haushalte sind alleinerziehend, 85 Prozent davon sind Frauen.

Es sind auch fast ausschließlich Frauen, die sich am Mittwochnachmittag zum Gesundheitsforum der Berliner Landesgesundheitskonferenz (LGK) versammeln. Unter dem Titel „Gemeinsam ist man weniger allein“ stellt die Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Auftrag der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege die Gesundheitsziele für Single-Eltern vor.

„Alleinerziehende sind eine vulnerable Gruppe“, sagt Anett Pöbel vom Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialwissenschaften: Vier von zehn alleinerziehenden Familien in Deutschland sind armutsgefährdet. Insbesondere für alleinerziehende Mütter sei das Armutsrisiko hoch. Erschwert werde die Situation durch die strukturelle Benachteiligung am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, unter der (mal wieder) besonders Frauen leiden. „Ich habe das Gefühl, dass alleinerziehende Frauen nicht die gleichen Chancen haben, wie Männer“, zitiert Pöbel eine Betroffene. „Sie können Vollzeit arbeiten, alleinstehende Frauen können das nicht.“ Hinzu kommt ein Mangel an Kitaplätzen sowie anhaltende Streiks. Die anhaltende Überbelastung führe oft zu psychischen und physischen Problemen.

„Es braucht kostenlose Kinderbetreuungs- sowie Beratungsangebote rund um das Thema Trennung und zur Kommunikation mit Behörden“, fordert daher Anett Pöbel. Zudem brauche es eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie sowie einen niedrigschwelligen Zugang zu psychosozialer Versorgung und Maßnahmen zur Gesundheitsprävention.

Dem nimmt sich die „UAG alleinerziehende Menschen“ der LGK im Rahmen der Berliner Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung des Präventionsgesetzes seit 2021 an. Im Juli 2023 beschloss sie Gesundheitsziele in den drei Handlungsfeldern Kinderbetreuung und Alltagsbelastung, physische und psychische Gesundheit sowie Bewegungsförderung. Zu den Maßnahmen zählt die Einrichtung flexibler Kinderbetreuung in allen Bezirken, die Erarbeitung eines Konzepts zur Sensibilisierung medizinischen Fachpersonals sowie mehr Sportangebote mit pa­ralleler Kinderbetreuung.

Zu manchen Teilen werden die Maßnahmen bereits umgesetzt, doch es muss noch viel getan werden. Daher lautet der Appell der Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege, Ellen Haußdörfer (SPD): „Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um die Impulse in die Praxis mitzunehmen.“