piwik no script img

Ranwanzen an Fans

Ist beim Fußball das Beten für Tore erlaubt?

Als Fußballfan ist fast alles erlaubt, um die eigene Mannschaft dabei zu unterstützen, ein Tor zu erzielen. Die älteste und bewährteste Methode ist das Hineinsingen: „Auf geht’s, Leute, schießt ein Tor!“ Weitere, aber leicht fußballesoterische Methoden sind das Hi­neinrauchen eines Tores auf den Rängen: „Ich zünd mir mal eine an, dann zündet es auch unten auf dem Rasen.“ Und das sattsam bekannte Hineintrinken: „Eins hier rein, eins da rein!“ Dafür eignen sich vor allem bei kälteren Temperaturen kleine Spaßschnäpse wie der neuerdings grassierende „Elfer“, ein scheußlicher Waldmeisterlikör mit Wodka, der vorwiegend bei Strafstößen eingesetzt wird, weshalb neben dem Namen auf dem Etikett der Spruch „Mach ihn rein!“ steht. Über den Erfolg lässt sich streiten. Abgelehnt werden muss hingegen das Hineinbeten von Toren, wie es die christliche Nachrichtenagentur epd am Mittwoch bei der badischen Bischöfin Heike Springhart erfragte: „Frau Bischöfin, dürfen wir für den Halbfinaleinzug beten?“ Und selbstverständlich findet die Betschwester den Vorgang „in Ordnung“, denn die Christen wanzen sich ja inzwischen an alles und jeden ran, um nicht die letzten Schäfchen zu verlieren. Aber Beten geht gar nicht. Fußballspiele werden allein vom Fußballgott entschieden. Amen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen