Von Trinkgeldern und Touristen

NETZWELT Beim Blog-Wettbewerb der Deutschen Welle sind auch Berliner nominiert: Sie schreiben über veganes Kochen oder Taxifahren – und liegen damit beim Voting vorn. Im Mai wird der Sieger gekürt

Rote-Bete-Tatar im Zucchini-Mantel mit Bärlauch-Gremolata – das klingt originell und lecker. Originell sieht auch das Blog der Veganerin Nicole Just aus Pankow aus: „Vegan-sein“ heißt es. Dort stellt die 29-jährige leidenschaftliche Köchin ihre selbst kreierten Rezepte vor. Vieles davon ist zwar aufwändig, klingt aber so lecker, dass man es gern nachkochen will. Die Zubereitung lässt sich per Video im Blog ansehen.

„Vegan-sein“ ist einer von drei Berliner Blogs, die vom Sender Deutsche Welle für den Wettbewerb des besten deutschsprachigen Blogs nominiert wurden. Jährlich werden seit 2004 die besten Blogs in verschiedenen Sprachen wie etwa Arabisch, Bengalisch, Chinesisch oder Deutsch gesucht. Den Siegern in jeder Sprache winken eine Einladung nach Bonn sowie Ruhm und Ehre – im Internet eine nicht unwichtige Währung.

„Völlig überrascht“, sagt Nicole Just, sei sie gewesen: „Es muss mich jemand vorgeschlagen haben, dann wurde ich von der Jury ausgewählt.“ Die Hobbyköchin gibt neben ihrem Job in einer Internetfirma auch Kochkurse. Noch bis 2. Mai kann jeder voten – neben dem Urteil einer Fachjury zählen die Stimmen im Netz.

Nicole Just liegt gegenwärtig auf dem vierten Platz. Andere Berliner sind noch weiter vorn: der Bild-Blog des Berliner Medienjournalisten Stefan Niggemeier liegt auf Platz drei, der des Marzahner Taxifahrers Sascha Bors bislang auf Platz eins. „Gestern Nacht im Taxi“ heißt sein Blog, in dem er über Trinkgelder schreibt, über die Diskussion über Taxis vor den Berliner Flughäfen und natürlich über seine Kunden. Darunter sind Touristen, die ein Hotel suchen, zufriedene und unzufriedene Besucher eines Udo-Lindenberg-Konzerts oder Rentner, die sich als ehemalige Taxikollegen erweisen.

„Der deutsche Auslandsrundfunk richtet den Wettbewerb aus, weil es unser Auftrag ist, uns weltweit für Meinungsfreiheit einzusetzen“, sagt Sprecher Johannes Hoffmann. „Blogs und andere soziale Medien sind dabei wichtige Instrumente.“ Im vergangenen Jahr haben 90.800 Internetnutzer weltweit ihre Stimme abgegeben. Einigen Preisträgern sei es von ihren Regierungen nicht erlaubt worden, nach Bonn zu kommen – etwa Siegern aus dem Iran. „Das zeigt, wie sensibel manche Regierungen auf Meinungsfreiheit im Netz reagieren.“ MARINA MAI

■ Blogs unter: www.vegan-sein.de und gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/page/3/