taz🐾lage:
Ein Märchen? Ein Trauerspiel
Ich war auf Platz 4, hatte meine fußballaffinen Ressortkollegen weit hinter mir gelassen. 23 Gesamtpunkte hatte ich bis zu dem Zeitpunkt beim taz-EM-Tippspiel erzielt – und war damit nah dran an den Kollegen auf den drei Spitzenplätzen. Die versprochene Trophäe nebst Siegerinnenehrung waren in Reichweite. Bis, ja, bis nur wenige Tage später, unterwegs in den Urlaub zwei schwarz-rot-gold angemalte Rücken meinen Weg kreuzten und mich daran erinnerten, dass ja Fußball-EM war. Und ich mal wieder nach meinem Spielstand schauen könnte.
Entsetzt musste ich feststellen: Ich war abgerutscht, auf Platz 10. Doch nicht etwa wegen schlechter Voraussagen; ich hatte schlicht nicht für alle Begegnungen Tipps abgegeben. So konnte ich nun mit jedem neuen Match beobachten, wie mein Name in der Tabelle weiter nach unten sank. Während Deutschland noch einmal die Mär vom Sommermärchen zu verbreiten versucht, erlebte ich ein persönliches Trauerspiel.
Also tippte ich für die folgenden Tage wild drauflos, ohne Rücksicht auf meine Unkenntnisse über Prognosen und Wahrscheinlichkeiten. Bis zum Ende der Gruppenphase konnte ich dennoch nicht mehr aufholen. Aktuell liege ich auf Platz 34 von 45, wobei zwei Kolleg*innen zwar noch aufgeführt werden, aber gar nicht mehr tippen. Immerhin, zwei, drei Fußballregeln habe ich zuletzt gelernt. Bis zur WM werde ich sie wieder vergessen haben.
Johanna Treblin
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