LESERINNENBRIEFE
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Zeigefinger auf Israel gerichtet

■ betr.: „Was gesagt werden muss“, taz.de vom 5. 4. 12

Man kann, darf und soll Israel kritisieren. Aber in seinem Gedicht richtet Grass den Zeigefinger bei vernünftiger Abwägung der Sache des gefährdeten Weltfriedens in nicht nachvollziehbarer Weise allein auf Israel. Es stimmt nicht, dass der Satz „Die Atommacht Israel gefährdet den Weltfrieden“ unter Tabu steht. Warum sagt Grass nicht, dass jede Atommacht den Frieden gefährdet? Warum verschweigt er die Vernichtungsdrohung des Iran gegen Israel? Warum behauptet er, Israel drohe mit dem atomaren Erstschlag? Der wirklich angedrohte Angriff mit bunkerbrechenden Raketen wäre nicht friedensfördernd, aber etwas anderes. Fatal ist, dass Grass Israels Außenpolitik mit dem Holocaust der Deutschen an den Juden gleichsetzt. Er meint, als belasteter Deutscher das Schweigen brechen zu müssen, um nicht mitschuldig zu werden – dieses Mal am Holocaust der Juden gegen die Welt. KLAUS-PETER LEHMANN, Augsburg

Inhaltsloser Kommentar

■ betr.: „Der Grass, die Katze und die Maus“ u. a., taz vom 10. 4. 12

Es reicht. Die „Krönung“ leistet sich heute Oliver Polak. Wie kann die taz einen solch unsachlichen, inhaltslosen Kommentar, gespickt mit unglaublich primitiver, schmieriger Fantasie, zulassen? Wer in der politischen Auseinandersetzung den Gegner nur in entwürdigender und vulgärer Weise beleidigen will, hat offensichtlich keine Argumente. Erfreulich dagegen heute der Kommentar von Moshe Zuckermann aus Tel Aviv zum Thema Antisemitismus. Als Leser der taz erwarte ich Objektivität und kein Einknicken vor der Antisemitismus-Keule. BERNHARDT FAASS, Straubenhardt-Feldrennach

Etwas rehabilitiert

■ betr.: „Wer Antisemit ist, bestimme ich!“, taz vom 10. 4. 12

Was die Kommentierung des Grass-Poems angeht, war die bisherige Kommentierung der taz tatsächlich im Sinne der Anwendung der unausgesprochen und im Hintergrund wirkenden Selbstzensurschere der Berichterstattung und Kommentierung der Konzernmedien gleichgeschaltet. Fand ich den taz-Wahlspruch „taz muss sein!“ hinfällig, so hat sie sich mit der Veröffentlichung des Beitrags von Moshe Zuckermann etwas rehabilitiert. WOLFGANG BEYER, Berlin

Ein eigenes Genre

■ betr.: „Wer Antisemit ist, bestimme ich!“, taz vom 10. 4. 12

Der Artikel spricht mit der Banalisierung des Antisemitismus sicher einen wichtigen Punkt an. Die Debatte über das Verhältnis von Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik jedoch als müßig zu bezeichnen übergeht die wichtigste Ursache für Antisemitismusvorwürfe: nämlich den des Öfteren durchaus berechtigten Hinweis auf antisemitische Motive bei antizionistischen Äußerungen und der sogenannten Israelkritik. Zu Letzterem: Ich kenne kein anderes Land, das mit -kritik ein Kompositum bildet. „Israelkritik“ ist ein eigenes Genre, hinter dem sich antizionistische bzw. antisemitische Polemiken verbergen. Wer die Politik Israels kritisieren möchte, kann das jederzeit tun, er braucht dafür aber keinen eigenen Begriff, keine eigene Textgattung. Gerade das Verhältnis von Antizionismus und Antisemitismus diskursiv zu bearbeiten ist weiterhin dringend geboten. KLAUS SÖNDGEN, Saulheim

Jetzt reicht’s aber

■ betr.: „Vom Spreng- zum Knallkopf“ u. a., taz vom 11. 4. 12

Jetzt reicht’s aber! Müsst Ihr denn euren geschmack- und niveaulosen, witzig sein sollenden Pamphleten gegen Günter Grass immer noch eins draufsetzen? Nehmt euch endlich alle Leserbriefe zu Herzen, die sachlich, intelligent und kritisch – bis verdammend – eurer Berichterstattung und Häme gegenüberstehen.

WALTRAUD BALBARISCHKY-NEEF, Tübingen

Problematik der Waffenexporte

■ betr.: „Lasst Grass wachsen“, taz vom 11. 4. 12

Nun wurde eine Menge über Günter Grass gesagt. Mit dieser Debatte wurde jedoch die von Grass angesprochene Kritik am deutschen Waffenexport übertüncht. Lassen Sie die Debatte um Grass ruhen. Aber bleiben Sie an der Problematik um die Waffenexporte.

ARNOLD WEIBLE, Stuttgart