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Wenn die S-Bahn-Türen einfach zugehen

Ein typischer Morgen am S-Bahnhof der idyllischen Vorstadt Reinbek bei Hamburg. Schön ruhig. Bis Kinderstimmen hörbar werden, bevor die Kinder dazu zu sehen sind. Die wartenden Fahrgäste drehen sich schon um – wahrscheinlich hoffen sie darauf, nicht mit ihnen in einem Abteil zu landen – da kommt die Schar gerade erst die Treppe hinauf.

Zusammen mit zwei Frauen um die fünfzig, eine mit knallrotem Lippenstift, warten sie kurz am zweiten Gleis in stadtauswärtiger Richtung. Ihre Bahn rauscht an und hält, es wird kurz wieder leiser auf dem Bahnsteig. Im nächsten Augenblick hört man eine der beiden Betreuerinnen: „Scheiße!“ Sie drückt mehrfach hektisch auf den Knopf zum Öffnen der Bahntür. Nichts tut sich. „Die Kinder sind da drinne!“ Die Bahn fährt los.

Reinbek

28.600 Ein­wohner*innen.

Stadt in Schleswig-Holstein vor den Toren Hamburgs, von der Bille durchzogen, mit viel Grün und Sachsenwald. Der Rowohlt Verlag hatte von 1960 bis 2019 hier seinen Sitz.

Am Bahnsteig bleiben die Betreuerinnen mit nur noch einer Handvoll Kindern zurück, die meisten der Kleinen sind nun alleine mit der S-Bahn unterwegs. Die Frauen debattieren, was sie machen sollen. „Benutzen Sie die SOS-Säule“, kommt trocken als Tipp von einem Fahrgast. Aus der Säule meldet sich eine Stimme, die Betreuerin schildert die Situation. „Scheiße!“, ruft eines der Kinder dazwischen. Ausnahmsweise darf es das wohl mal. Lilli Uhrmacher

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