Orthodoxes Ostern im Schatten des Krieges

Trotz Ostern feuert Russland Geschosse auf die Ukraine ab und schreibt Selenskyi zur Fahndung aus

In der Ukraine und in Russland wurde am Sonntag das orthodoxe Osterfest begangen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Landsleuten zu diesem Anlass Mut zugesprochen. Gott stehe in diesem Krieg aufseiten der von Russland angegriffenen Ukraine, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft, die das Präsidialamt in Kiew am Sonntag veröffentlichte.

„Mit einem solchen Verbündeten wird das Leben definitiv über den Tod siegen.“ Er rief darüber hinaus zum Gebet für ukrainische Soldaten auf, die dieses Osterfest erneut in den Schützengräben an der Front verbringen müssen.

Der russische Präsident Wladimir Putin erwähnte in seiner Osterbotschaft den von Moskau als „militärische Spezialoperation“ bezeichneten Krieg in der Ukraine nicht explizit. In einer öffentlichen Ansprache an den Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, Kirill, dankte er diesem jedoch für die „fruchtbare Zusammenarbeit in der gegenwärtigen schwierigen Zeit“. Kirill gilt als Unterstützer der russischen Invasion in der Ukraine.

In der Ukraine feiern – ebenso wie in Russland – viele orthodoxe Christen nach dem julianischen Kalender Ostern erst am 5. Mai. Andere christliche Feiertage hingegen hat das angegriffene Land im Zuge des Angriffskriegs an den Kalender westlicher Kirchen angepasst.

Doch auch während der Feiertage gingen die Kämpfe weiter. Laut der ukrainischen Luftwaffe feuerte das russische Militär über Nacht 24 Shahed-Drohnen auf Ziele im Osten der Ukraine ab. 23 davon wurden demnach zerstört.

Außerdem soll die russische Armee nach Angaben aus Moskau ein weiteres Dorf in der Ostukraine eingenommen haben. Das Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, die Truppen hätten das Dorf Otscheretyne in der Region Donezk „komplett befreit“. Der Ort liegt rund 15 Kilometer nordwestlich der Industriestadt Awdijiwka, die Russland im Februar unter seine Kontrolle gebracht hatte.

Kiew war in den vergangenen Monaten angesichts der Verzögerung wichtiger westlicher Waffenlieferungen zunehmend in die Defensive geraten. Die ukrainische Armee hofft, mithilfe von Waffenlieferungen aus den USA die Frontlinien stabilisieren zu können.

Die russische Justiz hat unterdessen Selenskyj zur Fahndung ausgeschrieben. Dies geht aus einer im Internet einsehbaren Liste von Personen hervor, die wegen mutmaßlicher Verbrechen von den russischen Behörden gesucht werden. Das ukrainische Außenministerium erklärte, der Schritt zeige „die Verzweiflung des russischen Staatsapparats und der Propaganda, die nicht mehr wissen, was sie noch erfinden sollen, um Aufmerksamkeit zu erregen“. (dpa, afp)