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Infantizid im Lenz

In slowakischen Wäldern tobt echt der Bär

„Endlich wieder eine Bärenmeldung“, hallte es durch die hochheiligen Winterschlafhöhlen der Wahrheit, bis uns schlagartig der Honig im Maul sauer wurde. Denn was mussten wir gestern bei dpa lesen? „Bären verbreiten zunehmend Angst in der Slowakei.“ Horribel, denn die pfundigen Petze sollten tunlichst andere Dinge verbreiten. Knuffige Lebensweisheiten für Leser von geringem Verstand etwa, zur Not auch Li-La-Laune oder Dosenmilch aus eigener Marke. Doch gerade zu Frühlingsbeginn kommt es in slowakischen Forsten „besonders häufig zu Zwischenfällen“. „Mehr als ein Dutzend Menschen“ sind bei den interspezifischen Handgreiflichkeiten mit Problembären „zum Teil schwer verletzt worden“. Grund dafür sind neben Verdrängung und „lokalen Überpopulationen“ saisonal angriffslustige Bärinnen mit Nachwuchs und auf Infantizid gebürstete Halbstarke, die es auf die Bärchen abgesehen haben, „um sich dann selbst mit deren Mutter zu paaren.“ Bei so viel Paarungskrawall stört der Mensch nur und sollte dem Sohlengänger im Wald den Vortritt lassen. Allenfalls könnten den pelzigen Intensivtätern routinierte Beruhigungsbären wie Pooh, Paddington oder Janoschs kleiner Deeskalations-Bär an die Seite gestellt werden, bis die wilden Frühlingssäfte eingedickt sind.

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