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Wenn man die Sünde mit Sprudelwasser reinwäscht

Der Kioskbesitzer empört sich. Er grummelt, während er sich an Bierkästen vorbei durch den engen Gang seines Ladens schlängelt, er schimpft, während er den Kühlschrank mit den Spirituosen aufschließt, und er schaut eiskalt, als er dem jungen Mann in der Schlange vor mir seine Flasche Schnapsirgendwas auf den Bezahltresen stellt.

Es ist Ramadan und es ist helllichter Tag und „so-etwas-nein-das-also-frevel-frevel“ verstehe ich auch ohne weitere Türkischkenntnisse. Der derart gemaßregelte Kunde schaut sich um und nimmt mir plötzlich die Wasserflasche ab, die ich hier vor dem Duisburger Bahnhof für meine weitere Zugreise kaufen wollte. „Äh …“, sage ich, aber mit großer Geste übernimmt der Schnaps-Hallodri meine Rechnung: 1,50 Euro! Das kann es nicht sein, er schaut sich um in der Süßigkeitenauslage, fasst sich ein Herz und drückt mir die Flasche mit einem Fünfer zurück in die Hand.

Duisburg

502.200 Ein­wohner*innen.

Mit der Religion hält man es hier an der Ruhr divers: 23,4 Prozent sind katholisch, 18,6 Prozent evangelisch (jeweils Tendenz sinkend), und 58 Prozent gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder sind konfessionslos.

„Ich brauche eigentlich nicht …“, sag ich, aber der Satz versickert. Sich wehren gegen das Schicksal ist zwecklos. Die Schuld ist in der Welt, der Ablass muss gezahlt, die Kaffara entrichtet werden, und ich, ich bin hier und heute die Unschuld mit Wasser, die Reisende, ich wasche euch alle rein – zum Sonderpreis 6,50 Euro. Lotta Drügemöller

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