: Tesla droht Ärger wegen Plänen zur Erweiterung
Umweltaktivisten protestieren mit Waldbesetzung gegen Ausbau des Autowerks in Grünheide
Umweltschützer:innen haben die Politik in Brandenburg aufgefordert, die Erweiterungspläne des US-Autobauers Tesla in Grünheide bei Berlin zu stoppen. Bis dahin wollen sie den Wald neben der Fabrik von Milliardär Elon Musk besetzt halten, um eine Rodung zu verhindern, wie sie am Wochenende ankündigten. „Unser Protest hat gerade erst angefangen und wird noch größer werden“, sagte Lou Winters vom Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ am Samstag.
Die 80 bis 100 Umweltaktivist:innen aus vielen Ecken Deutschlands bauten ihr am Donnerstag aufgeschlagenes Protestcamp mit zehn Baumhäusern aus. Sie sahen sich vor allem durch Zuspruch von Anwohner:innen gestärkt. Bürger:innen der Region, auch Familien mit Kindern, spazierten bei Ausflugswetter durch das Camp. Sie brachten Lebensmittel und andere Spenden vorbei. Die Bevölkerung der 9.000-Einwohner-Gemeinde Grünheide sprach sich vor Kurzem bei einer Befragung mehrheitlich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus. Die Politik müsse diesem Votum folgen, forderten die Umweltgruppen. Die Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete, die das Protestcamp am Samstag besuchte, sagte: „Ich denke, der Ausbau muss gestoppt werden, weil die Anwohner es nicht wollen.“
Damit wächst für das Unternehmen und sein einziges europäisches Autowerk der Ärger. In der Kritik steht der US-Konzern auch, weil er nach amtlichen Messungen bestimmte Abwasserwerte in Grünheide überschritten hat. Der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner kam deshalb am Freitag zu einer Sondersitzung zusammen. Das Ergebnis: Tesla muss derzeit nicht mit einem Stopp seiner Abwasserentsorgung rechnen. Die Verbandsversammlung konnte sich jedoch nicht final einigen. Vielmehr sei eine Beschlussvorlage vertagt worden, teilte der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Henryk Pilz, mit. Warum sie vertagt wurde, blieb zunächst unklar. Der Bürgermeister der Kleinstadt Erkner trat im Anschluss als Vorsitzender des Gremiums zurück.
Tesla will sein Gelände, das teils im Wasserschutzgebiet liegt, erweitern und einen Güterbahnhof sowie Logistik- und Lagerhallen errichten. Dafür soll ein etwa 120 Hektar großes Areal gerodet werden. Hintergrund der Erweiterungspläne: Der Autobauer will die Produktion steigern und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln. Zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr. Eine rasche Lösung für einen noch ausstehenden Bebauungsplan ist nicht in Sicht.
In Grünheide bleibt die Lage für die Aktivist:innen derweil entspannt. Die Polizei, die ab und an mit wenigen Beamten vorbeischaute, duldet das Camp vorerst bis Mitte März. Tesla selbst äußerte sich bislang nicht zur Protestaktion. Auch die Landesregierung reagierte nicht. Sie sieht die Tesla-Fabrik mit bisher rund 12.500 Arbeitsplätzen als Zugpferd für einen wachsenden Industriestandort. Bereits jetzt haben die Umweltaktivist:innen zu weiteren Protesten aufgerufen. Am 10. März steht eine Demonstration bis zum Rathaus in Grünheide bevor. Im Mai ist ein Aktionswochenende geplant. (dpa)
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