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Hinter den Kulissen

Seit vielen Jahren besucht taz-Filmredakteur Tim Caspar Boehme die Berlinale. Worüber er sich ärgert und worauf er sich freut

Wenn die Berlinale beginnt, heißt das in der Regel aufatmen. Aufatmen, dass das Planungsgerüst der Artikel für die Dauer des Festivals – weitgehend – steht, aufatmen, dass die Gesundheit noch nicht gelitten hat, bei sich selbst und den Kollegen. Und es heißt leicht genervt in den Tag starten.

Der beginnt nämlich nicht im Kino vor der Leinwand, sondern zu Hause vor dem Computerbildschirm. Seit es bei Filmfestivals zum Standard gehört, dass die Tickets im Voraus online gebucht werden müssen, darf man in der Frühe zunächst einmal die Zeit in Warteschlangen für den Online-Shop absitzen und hoffen, dass man, wenn man dann an der Reihe ist, nicht schlaftrunken ein falsches Feld anklickt und hinterher im falschen Film sitzt.

Sich ganz spontan einen Film im Verlauf des Tages auszusuchen ist da jedenfalls nicht mehr vorgesehen. Der Vorteil daran ist, dass man sich nicht mehr wie früher in die Menschenschlange vor dem Kino zu stellen braucht, was seinerzeit so enden konnte, dass das Kino schon voll war. So haben selbst diese bürokratischen Züge, die Festivals mit fortschreitender Digitalisierung verstärkt entwickeln, ihr Gutes. Doch das einfach zu begrüßen, ohne sich bei Kollegen darüber zu beklagen, hätte irgendwie etwas Unsportliches.

Bei dieser Berlinale gibt es zum ersten Mal auch so eine Sorge, was sie alles an Krawall begleiten wird. Im Vergleich dazu könnte die von den #MeToo-Skandalen begleitete Berlinale 2016 rückblickend vergleichsweise friedlich verlaufen sein. Jetzt lauern erregungswillige Nutzer sozialer Medien vermutlich schon auf – echte oder vermeintliche – Verfehlungen, die sie zum Skandal hochposten können. Man wird sehen.

Wenn die Berlinale beginnt, heißt das übrigens auch, sich auf noch unbekannte Filme zu freuen, und sich zu ärgern, sobald sich herausstellt, dass sie an Terminen gezeigt werden, die man selbst nicht wird wahrnehmen können. Hinterher folgt stets die Reue, dass man diesen oder jenen Film verpasst hat, der so viel Lob erhielt. Selbst bei Filmen, die man sich fest vornimmt zu sehen, passiert so etwas. So oder so, am Ende wird die Zahl der gesehenen Filme bei über fünfzig liegen. Das geht schwerlich in elf Festivaltagen, aber man sollte ja nicht alle Geheimnisse verraten.

Und ja, auch Stars können Freude machen. Im vergangenen Jahr war das Steven Spielberg, der gerade in einer Pause zwischen zwei Filmen am Roten Teppich vorgefahren wurde und der jubelnden Menge entgegenlächelte. Zu sagen, man stehe über solchen Dingen, ist im Zweifel eine bloße Behauptung.Tim Caspar Boehme

berlinale 42–

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