zurück in die zukunft:
Morgens aus dem rechteckigen Bett in die quaderförmige Dusche steigen und dann an den quadratischen Frühstückstisch: Wir sind umgeben von Ecken, Winkeln und Kanten. Pythagoras wäre stolz auf unsere Leidenschaft für rechteckiges Design. Aber warum ist das eigentlich so? Warum nicht einfach in Kugeln wohnen? Das fragte sich wohl auch der Franzose Claude-Nicolas Ledoux, der 1785 für seine Fantasistadt Chaux ein Haus in Kugelform zeichnete. Bis jemand seine Idee realisierte, vergingen fast 150 Jahre. Das weltweit erste Kugelhaus entstand 1928 in Dresden – in nur acht Wochen Bauzeit. Es war Teil der Ausstellung „Die Technische Stadt“, die über 1,8 Millionen Besucher anlockte. An der Fassade und in den fünf Stockwerken des Hauses warben unter anderem Energiefirmen für ihre Produkte. Auf knapp dreißig Metern Höhe lag im obersten Geschoss das „Café Kugelhaus“, von dem die Besucher gute Sicht auf das Ausstellungsgelände hatten. Nur zehn Jahr später wurde die Kugel wieder abgerissen, weil sich kein Käufer fand. Auch seither konnten sich ballförmige Bauten kaum durchsetzen – trotz spektakulärer Ausnahmen, wie den „Bolwoningen“ in den Niederlanden, in denen seit 1984 Menschen wohnen. Mittlerweile stehen die 50 Kugelhäuser mit je 55 Quadratmetern unter Denkmalschutz. In Serie sind solche Wohnkugeln nie gegangen: An einer Straße aufgereiht würden sie einfach zu viel Platz wegnehmen. Zudem ist es viel komplizierter, Fensterglas und Möbel abzurunden, als die uns wohlbekannten flachen und eckigen Varianten zu verwenden. Benjamin Fischer
Zukunftsbilder aus der Vergangenheit
und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe.
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